„Im Schnitt nehmen mRCC-Patienten etwa fünf Begleittherapeutika ein, wodurch sich Komorbiditäten nachteilig auf das Therapieansprechen auswirken und zu erhöhter Krebssterblichkeit führen können", so Prof. Axel Merseburger, Lübeck. Ist eine ICI-Kombinationstherapie individuell nicht möglich, sollen Monotherapien mit VEGFR-TKI in Abhängigkeit von der Patientenprognose eingesetzt werden [1, 2].
Bei der Auswahl des TKI sollte bei multimorbiden Patienten auch das Interaktionspotential der Medikation beachtet werden. So können VEGFR-TKI bei bestimmter Komedikation arzneimittelinduzierte Klasseneffekte wie kardiovaskuläre oder gastrointestinale Nebenwirkungen, Leber- oder Schilddrüsenfunktionsstörungen sowie Haut-/Schleimhaut- oder Wundheilungsstörungen hervorrufen, berichtete Hartmut Reinbold, Fachapotheker für Klinische Pharmazie. Der Effekt wird im Wesentlichen durch die Interaktion der TKI und/oder der Begleitmedikationen mit Cytochrom-P450(CYP) – oder anderen metabolisierenden Enzymen – hervorgerufen.
Der potente, selektive Drittgenerations-VEGFR-TKI Tivozanib (Fotivda®), der bei günstigem und intermediärem Risiko empfohlen wird, bietet wegen seiner pharmakologischen Eigenschaften Vorteile für die Therapie komorbider mRCC-Patienten. So haben CYP3A4-Hemmer keinen Einfluss auf die Serumkonzentration von Tivozanib, wodurch eine kombinierte Gabe beider Medikationen möglich wird. Tivozanib hat auch die höchste Selektivität aller VEGFR-TKI zu den VEGFR-1–3 auf, was Off-Target-Effekte minimiert. Tivozanib ist somit verträglicher, was eine Netzwerk-Metaanalyse zum Vergleich der Grad-3/4-Nebenwirkungen verschiedener VEGFR-TKI bestätigte [4]. Mit der kostenlosen App „Tivozanib Comedication Checker“ können Ärzte 180 Begleitsubstanzen aus 22 Indikationen auf die Möglichkeit der Komedikation mit Tivozanib prüfen. Alternativ ist der Checker als händische Interaktionsdrehscheibe verfügbar (www.tivozanib-comedication.com).
Claudia Schöllmann