Das tragbare Krebstherapiesystem TTFields (Optune®) ist als Medizinprodukt bereits CE-zertifiziert zusammen mit einer Temozolomid-Erhaltungschemotherapie für die Therapie von Erwachsenen mit neu diagnostiziertem Gliom WHO-Grad 4 oder inoperablem, lokal fortgeschrittenem/metastasiertem Pleuramesotheliom (Optune Lua®) in Kombination mit Pemetrexed und Cisplatin oder Carboplatin. Zur Therapie des Glioblastoms werden Elektroden auf die Kopfhaut geklebt und entsprechend der Lokalisation des Tumors platziert. „Das System appliziert über vier Arrays aus zwei Raumrichtungen elektrische Wechselfelder, über die die Zellteilung gestört wird“, erklärte Prof. Oliver Bähr, Aschaffenburg-Alzenau. Die Zulassung und die Leitlinienempfehlung [1] des Therapiesystems für das Glioblastom WHO-Grad 4 basieren auf der Phase-III-Studie EF-14 [2]. Patienten (n = 695) mit neu diagnostiziertem Glioblastom nach Biopsie/Resektion und einer Radiochemotherapie mit Temozolomid profitierten sowohl bezüglich des progressionsfreien Überlebens (PFS; primärer Endpunkt) als auch des Gesamtüberlebens (OS) von TTFields zusätzlich zu einer adjuvanten Temozolomid-Erhaltungstherapie. Das mediane OS wurde durch die Tumortherapiefelder um fast fünf Monate verlängert (medianes OS 16,0 vs. 20,9 Monate; Hazard Ratio [HR] 0,63; 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 0,53–0,76; p < 0,001). „Das ist ein relevanter Fortschritt“, meinte Bähr.
Laut Bähr ist es für die Patienten besonders entscheidend, dass sich durch die kombinierte Behandlung die Chance, nach drei bis fünf Jahren noch zu leben, mehr als verdoppelt hat. Die 5-Jahres-Überlebensrate betrug 13 % unter TTFields plus Temozolomid versus 5 % unter Temozolomid (p = 0,004). Patienten mit hoher Anwendungsdauer (≥ 75 %) und hoher Energiedichte im Tumorbett (≥ 1,15 mW/cm3) zeigten hierbei insgesamt das höchste OS [3, 4].
„In der EF-14-Studie war das Nebenwirkungsprofil außerordentlich gut; die einzige relevante Nebenwirkung waren lokale Hautirritationen durch das Kleben der Arrays“, sagte Bähr. Darüber hinaus sei die Lebensqualität nicht negativ beeinflusst worden, mit Ausnahme des „Hautjuckens“ [5].
Die Wirksamkeit von TTFields habe sich nun in der prospektiven nichtinterventionellen Real-World-Studie TIGER an 80 deutschen Zentren bei 429 behandelten Patienten bestätigt [6]. Nach einem Follow-up von 56,2 Monaten wurde ein medianes OS von 19,6 Monaten und ein PFS von 10,2 Monaten erreicht. Die 4-Jahres-Überlebensrate lag bei 27,7 %. Zudem konnten sowohl die gute Verträglichkeit als auch die Reduktion der Lebensqualität bekräftigt werden.
Wie in der Phase-III-Studie LUNAR bewiesen werden konnte, profitierten zudem Patienten mit einem inoperablen, metastasierenden NSCLC (Stadium 4) ohne Treibermutationen, das nach einer platinbasierten Therapie fortgeschritten war, von TTFields zusätzlich zur Standardtherapie [7]. Nun ließ sich ebenfalls ein Vorteil für die Behandlung von Hirnmetastasen beim NSCLC in der Phase-III-Studie METIS (EF-25) feststellen. Die 298 Patienten hatten randomisiert nach einer stereotaktischen Radiochirurgie TTFields oder nur eine supportive Behandlung erhalten. Die beim ASCO 2024 vorgestellten Ergebnisse zeigen eine signifikant verlängerte Zeitspanne bis zu einer intrakraniellen Progression (median 21,9 vs. 11,3 Monate; HR 0,67; 95 %-KI 0,48–0,93; p = 0,02). Damit konnte eine Ganzhirnbestrahlung verzögert werden – ohne Einbußen der Lebensqualität oder in der Kognition.
Sabrina Kempe