60 bis 70 % der DLBCL-Patienten erzielen nach einer Chemoimmuntherapie in der Erstlinie mit R-CHOP eine langfristige Remission. Für Erkrankte, die früh rezidivieren – speziell, wenn sie nicht transplantationsgeeignet sind –, sinken die Überlebenschancen mit jeder Therapielinie. Prof. Frederik Damm, Berlin, verwies darauf, dass CAR-T-Zell-Therapien mit Axicabtagen-Ciloleucel (Axi-cel) und Lisocabtagen maraleucel (Liso-cel) ab der Zweitlinie sowie Tisagenlecleucel (Tisa-cel) ab der Drittlinie mit kurativer Intention eingesetzt werden könnten; dazu lägen Studiendaten mit einem Follow-up von bis zu fünf Jahren vor. Die zelluläre Therapie sei auch für ältere Erkrankte geeignet. „CAR-T-Zellen für alle!“, lautete Damms Forderung auf Basis der aktuellen Datenlage.
Für Prof. Frank Kroschinsky, Dresden, stellte sich die Situation anders dar: Er sprach sich für bispezifische Antikörper aus und verwies darauf, dass für DLBCL ab dem zweiten Rezidiv derzeit die gegen CD20 und CD3 gerichtete Substanz Glofatimab und das subkutan applizierbare Epcoritamab (Tepkinly®) zugelassen seien. Zwar könnten bispezifische Antikörper noch nicht auf Langzeitdaten zurückblicken – so wie CAR-T-Zellen –, überzeugten aber mit ihren hohen Ansprechraten mit kompletten Remissionen. Besonders bedeutsam ist es aus Kroschinskys Sicht, dass bispezifische Antikörper relativ einfach appliziert werden können. Anders als CAR-T-Zellen seien sie sofort verfügbar, erforderten weder Bridging noch Lymphodepletion und könnten nach kurzer stationärer Aufdosierung im ambulanten Setting verabreicht werden. Auch die Verträglichkeit sei gut – mit einem nur geringen Risiko für Zytokinfreisetzungssyndrome (CRS) und Neurotoxizität. Der Dresdener Hämatoonkologe sieht damit einen Vorteil der bispezifischen Antikörper gegenüber CAR-T-Zellen.
Dr. Claudia Schöllmann