Ziel müsse es sein, das Rezidivrisiko von Mammakarzinomen im Frühstadium weiter zu senken, so Prof. Michael Lux, Paderborn, aber man könne das individuelle Risiko leicht über- oder unterschätzen. Hinweise auf ein hohes Risiko bei einem frühen HR+ Mammakarzinom liefern eine nur schwache HR-Positivität, ein positiver Nodalstatus, ein hohes Proliferationslevel und das Nichterreichen einer pathologischen Komplettremission (pCR) nach neoadjuvanter Chemotherapie. Lux: „Für das Gesamtbild brauchen wir die kollektive Entscheidung einer interdisziplinären Tumorkonferenz.“ Genexpressionstests zur Prognoseabschätzung können bei Erkrankten mit und ohne befallene Lymphknoten eine wichtige Entscheidungshilfe für oder wider eine intensivierte adjuvante Therapie darstellen. Sie werden aber oft nicht ausreichend durchgeführt [1, 2].
Studiendaten zeigen, dass die Ergänzung der adjuvanten endokrinen Therapie (ET) durch einen CDK4/6-Inhibitor das Rezidivrisiko weiter senken kann. Auf Basis der MonarchE-Studie [3] wurde eine zweijährige Therapie mit Abemaciclib zugelassen. „Bei den Patientinnen dieser Studie lag eine ‚Hoch-Hoch-Risikokonstellation‘ vor“, erklärte PD Dr. Anja Welt, Essen. In die NATALEE-Studie mit adjuvantem Ribociclib (Kisqali®) konnten bei weiteren Risikofaktoren auch Patientinnen ohne Lymphknotenbefall eingeschlossen werden. „Auch N0-Patientinnen können ein erhöhtes Risiko haben“, betonte sie. In der Studie mit 5.101 prä- und postmenopausalen Patientinnen wurde Ribociclib über drei Jahre in reduzierter Dosis zur ET gegeben. Eine beim San Antonio Breast Cancer Symposium 2023 präsentierte Auswertung zeigte eine Verbesserung des Überlebens ohne invasive Erkrankung (iDFS) durch die Ergänzung der ET mit dem CDK4/6-Inhibitor [4]: Nach einem medianen Follow-up von 33,3 Monaten wurde ein iDFS-Vorteil von 3,1 % erzielt. Welt betonte: „Bei negativem Nodalstatus wurde eine vergleichbare Risikoreduktion wie bei Frauen der Stadien N1 bis N3 gesehen.“
Mascha Pömmerl