Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom: Erfolgreiche Erstlinienbehandlung mit dualer Immuntherapie plus 2 Zyklen Chemotherapie
Immun-Checkpoint-Inhibitoren (CPI) sind im Erstlinien-Behandlungsalgorithmus des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) ohne behandelbare Treibermutationen inzwischen fest etabliert, erklärte Prof. Frank Griesinger, Oldenburg, bei einem Satellitensymposium von BMS im Umfeld des ESMO-Kongresses 2020. Dennoch bestehe „weiterhin ein großer Medical Need hinsichtlich Langzeitüberleben und anhaltendem Ansprechen“. CPI-basierte Kombinationstherapien, so die Hoffnung, sollen zu besseren Therapie-ergebnissen führen. Nun zeigte eine Kombination aus dem PD-1-Inhibitor Nivolumab und dem CTLA4-Inhibitor Ipilimumab zusammen mit einer Kurz-Chemotherapie beim fortgeschrittenen NSCLC eine signifikante Überlebensverbesserung und einen längeren Erhalt der gesundheitsbezogenen Lebensqualität im Vergleich zu alleiniger Chemotherapie [1, 2].
Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom, NSCLC, Immuntherapie, Chemotherapie, Nivolumab, Ipilimumab
Die Rationale für den Ansatz, eine duale Immuntherapie aus zwei CPI mit einer initialen Kurz-Chemotherapie (2 Zyklen) zu kombinieren, besteht darin, dass sich der Nutzen der Immuntherapie möglicherweise verstärkt, wenn zu Beginn die Tumorlast durch die Chemotherapie rasch reduziert wird. Diese innovative Strategie wurde in der Phase-III-Erstlinienstudie CheckMate-9LA bei 719 Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC evaluiert. Darin wurde die Kombination aus Nivolumab (Opdivo®) und Ipilimumab (Yervoy®) zusammen mit 2 Zyklen Chemotherapie verglichen mit 4 Zyklen einer alleinigen Chemotherapie – beim Plattenepithelkarzinom Paclitaxel/Carboplatin, beim Nicht-Plattenepithelkarzinom Pemetrexed und ein Platinsalz.
Wie Prof. Martin Reck, Großhansdorf, berichtete, zeigte sich in einer Analyse nach einem minimalen Follow-up von 12,7 Monaten eine signifikante Verbesserung des Gesamtüberlebens (OS) durch die Immun- und Chemotherapie gegenüber der reinen Chemotherapie (median 15,6 vs. 10,9 Monate; HR 0,66; 95-%-KI 0,55–0,80) bei einer 1-Jahres-Überlebensrate von 63 % versus 47 % [1]. Reck betonte, dass sich die Überlebenskurven früh trennten, was eine Überlegenheit der Kombinationstherapie bereits in den ersten Behandlungsmonaten dokumentiert. Der Überlebensbenefit zugunsten der Kombinationstherapie zeigte sich in nahezu allen untersuchten Subgruppen und erwies sich als unabhängig von Histologie und PD-L1-Expression. Die objektive Ansprechrate (ORR) betrug 38 % versus 25 % bei einer medianen Dauer des Ansprechens von 11,3 versus 5,6 Monaten. Eine aktuelle Analyse von Patient reported outcomes, die Reck beim ESMO-Kongress 2020 präsentierte, zeigte zudem, dass unter Nivolumab/Ipilimumab/2 Zyklen Chemotherapie im Vergleich zu 4 Zyklen Chemotherapie die Lebensqualität der Patienten erhalten werden konnte. Im Kombinationsarm hatten die Patienten gegenüber der alleinigen Chemotherapie darüber hinaus ein vermindertes Risiko für eine definitive Verschlechterung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie der Symptomatik [2]. Die Kombination aus dualer Immuntherapie und Kurz-Chemotherapie erhielt im November 2020 die EU-Zulassung für die Erstlinienbehandlung des metastasierten NSCLC, bei dem keine EGFR-Mutation oder ALK-Translokation vorliegt.
Claudia Schöllmann