In die prospektive, einarmige Pha-se-II-Studie L-MIND wurden Patienten aufgenommen, die nach 1 bis 3 systemischen Behandlungen für eine Chemotherapie mit nachfolgender autologer Stammzelltransplantation nicht infrage kamen [1]. Sie erhielten bis zu 12 Zyklen Tafasitamab (Monjuvi®) plus Lenalidomid, anschließend bei stabiler Erkrankung eine Tafasitamab-Monotherapie bis zur Progression. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 13,2 Monaten erreichten von 80 Patienten 34 (43 %) ein komplettes (CR) und 14 (18 %) ein partielles Ansprechen (PR). Diese beste objektive Ansprechrate (ORR) bildete auch den primären Wirksamkeitsendpunkt der Studie.
Anschließend wurden die Studiendaten der 80 R/R DLBCL-Patienten im Langzeitverlauf ≥ 35 Monate analysiert [2], sagte Dr. Johannes Düll, Würzburg. Demnach betrug der primäre Endpunkt ORR 57,5 % (n = 46/80), was mit der ersten Analyse und den 2-Jahres-Daten in Einklang stand. Ein komplettes Ansprechen wurde bei 40 % (n = 32/80) erreicht, 17,5 % (n = 14/80) erzielten ein partielles Ansprechen. Die Ansprechraten waren in allen Subgruppen ähnlich hoch. Die einzige Untergruppe, bei der im Vergleich zur gesamten Studienpopulation ein negativer Effekt auf die Prognose beobachtet wurde, bestand aus Patienten mit einem mittleren bis hohen sowie einem Hoch-risiko-Score im IPI (International Prognostic Index).
Wie Düll weiter ausführte, lag die mediane Ansprechdauer der Therapie in der Langzeitanalyse bei 43,9 Monaten. Dies war unabhängig von der Anzahl der vorhergehenden Therapielinien. Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) betrug 11,6 Monate. Ein größerer PFS-Vorteil wurde bei Patienten beobachtet, die nur eine vorherige Behandlung erhalten hatten. Auch beim medianen Gesamtüberleben (OS) von 33,5 Monaten erzielten Patienten mit nur einer Vortherapie einen prognostischen Vorteil. Unerwartete Toxizitäten traten auch in der Langzeitanalyse nicht auf.
Wie die Autoren betonen, ist die Behandlung mit Tafasitamab bis zur Progression der Erkrankung ein neues Konzept. Allerdings sei noch nicht klar, inwieweit die Monotherapie-Phase mit dem Antikörper zum Ergebnis beitrage. Die exzellente Dauer der CR werfe die Frage auf, ob mit Tafasitamab plus Lenalidomid eine Heilung möglich sei.
Häufigster Subtyp
Die Therapie des DLBCL hat Fortschritte gemacht, beinhaltet aber noch viele Probleme. So konnte die Behandlung mit dem Anti-CD20-Antikörper Rituximab in Kombination mit Cyclophosphamid, Doxorubicin, Prednison und Vincristin (R-CHOP) als initiale Standard-Immuntherapie die Ergebnisse verbessern. Aber 30–40 % der Patienten bekommen ein Rezidiv oder sind therapierefraktär [3]. Diese Gruppe hat wegen der begrenzten Behandlungsmöglichkeiten eine besonders schlechte Prognose.
Zu den gegenwärtigen Optionen gehört eine Chemotherapie mit anschließender autologer Stammzelltransplantation. Auch dies ist mit einer hohen Rezidivrate verbunden. Eine CAR(Chimeric Antigen Receptor)-T-Zell-Therapie kann die Prognose zwar verbessern, geht jedoch mit teilweise schweren Nebenwirkungen wie dem Zytokin-Freisetzungssyndrom Grad ≥ 3 und Neurotoxizität einher.
Der gegen CD19 gerichtete humanisierte monoklonale Antikörper Tafasitamab verfügt über eine modifizierte Fc-Region mit einer gesteigerten Affinität zu Fc-Rezeptoren. Dieser Mechanismus führt zu einer Antikörper-abhängigen Zytotoxizität sowie zu einer Zell-vermittelten Phagozytose. Lenalidomid besitzt direkte Antitumor-Aktivitäten und hat u. a. immunmodulatorische Effekte. Der Kombination beider Medikamente werden synergistische antileukämische und gegen das Lymphom gerichtete Aktivitäten zugeschrieben. DLBCL ist der häufigste Subtyp des Non-Hodgkin-Lymphoms, an dem jährlich zwischen 25–45 % aller Lymphom-Patienten erkranken.
Dr. Ralph Hausmann