Prof. Barbara Eichhorst, Köln, berichtete über einen 71-jährigen Patienten mit Niedrigrisiko-CLL, der nach Watch and Wait im Herbst 2019 einen Progress mit Lymphadenopathie und Splenomegalie entwickelt hatte. Da der Mann weiterhin reisen wollte und auf einer oralen Behandlung bestand, fiel die Therapiewahl auf Ibrutinib. Der Patient sprach gut an, bekam aber nach 6 Monaten eine Pneumonitis mit Reizhusten und zunehmender Dyspnoe. Die Symptomatik änderte sich trotz Dosisreduktion (von 420 auf 280 mg) nicht wesentlich, besserte sich aber nach Pausieren von Ibrutinib.
Nach wenigen Wochen wurde die Behandlung mit Ibrutinib aufgrund erneuter Progression wieder aufgenommen – in weiterhin reduzierter Dosierung (140 mg), die sich als nahezu ineffektiv erwies. Der Reizhusten blieb aber weiter bestehen. Nach Umstellung auf Acala-brutinib (Calquence®), das mittlerweile zugelassen worden war, sistierte der Reizhusten; der Patient sprach so gut an, dass keine Lymphknoten mehr tastbar waren.
„Das hätten wir sicher auch versucht – auch, um die Substanzklasse nicht zu verwerfen“, erklärte Prof. Georg Heß, Mainz. In einem ähnlichen Fall hatte Heß einen Patienten, der unter Ibrutinib eine Anämie bekam, ebenfalls auf Acala-brutinib umgestellt, worauf sich der Hämoglobinwert erholte. Prof. Michael Hallek, Köln, berichtete über einen CLL-Patienten mit schwerer Arthritis, die sich unter Ibrutinib weiter verschlimmerte. Nach Umstellung auf Acalabrutinib war die Arthritis „deutlich weniger prominent“, so Hallek.
Dr. Burkhard Otremba, Oldenburg, präsentierte den Fall eines 75-jährigen männlichen Patienten mit Hochrisiko-CLL und multiplen kardiovaskulären Komorbiditäten, der aufgrund von Vorhofflimmern antikoaguliert wurde. Nach Progressionseintritt und Beginn der Ibrutinib-Behandlung Anfang 2020 erreichte der Patient rasch eine partielle Remission und eine symptomatische Besserung. Trotz des sehr guten Therapie-erfolgs brach der Patient die Behandlung ca. 5 Monate später aufgrund eines hartnäckigen, juckenden (für Ibrutinib beschriebenen) Exanthems ab.
Nach erneuter Tumorprogression Mitte 2021 erhielt der Patient Acalabrutinib, worauf sich erneut rasch eine partielle Remission einstellte. Ein Exanthem oder andere relevante NW sind bisher nicht aufgetreten.
Dr. Günter Springer