Viele Patienten im ersten Rezidiv haben bereits so lange Lenalidomid (LEN) erhalten, dass sie diesbezüglich als refraktär gelten, erläuterte Prof. Christoph Renner, Zürich, Schweiz. Demnach ist bei der Rezidivtherapie die Frage der LEN-Refraktärität ein wichtiges Unterscheidungskriterium. Frau Assoc.-Prof. PD Dr. Maria Theresa Krauth, Wien, Österreich, thematisierte die möglichen Therapieoptionen ab dem ersten Rezidiv. Die Guidelines (GL) sowohl der ESMO (European Society for Medical Oncology) als auch der IMWG (International Myeloma Working Group) aus dem Jahr 2021 sehen für LEN-refraktäre Patienten in der Zweit-linie die Anti-CD38-Antikörper Daratumumab oder Isatuximab (Sarclisa®) zusammen mit einem Proteasom-Inhibitor und Dexamethason als sehr effektive Optionen an.
CD38-Antikörper auch bei LEN-Refraktärität
In der CANDOR-Studie wurde Carfilzomib/Dexamethason (Kd), ergänzt durch den Anti-CD38-Antikörper Daratumumab (KdD), versus Kd alleine evaluiert. Ungefähr ein Drittel der eingeschlossenen Patienten war LEN-refraktär. In der Studie wurde ein medianes progressionsfreies Überleben (mPFS) von 28,6 Monaten im experimentellen Arm (KdD) erreicht versus 15,2 Monaten im Kd-Kollektiv. „Das waren beeindruckende Ergebnisse, die wir zuvor so kaum gesehen hatten“, so die Hämato-Onkologin. Und in der Subgruppen-Analyse zeigte sich, dass die Kombination gerade für LEN-refraktäre Patienten gut geeignet war: Auch bei diesen Patienten wurde ein mPFS von 28,1 Monaten erreicht [1].
Sehr ähnlich im Design war die Phase-III-Studie IKEMA mit dem Anti-CD38-Antikörper Isatuximab, der ebenfalls in der Kombination mit Kd gegen Kd allein getestet wurde. Auch hier war der primäre Endpunkt das PFS und der Anteil der LEN-refraktären Patienten lag bei etwa einem Drittel. In der ersten Auswertung, vorgestellt auf dem ASH 2020, ergab sich ein sehr gutes mPFS, Krauth zufolge „wahrscheinlich noch besser als in der CANDOR-Studie.“ Das mPFS war zum Zeitpunkt der Analyse noch nicht erreicht, „wird aber wohl bei weit über 30 Monaten liegen“, so die Hämatologin.
Auch bei dieser Untersuchung war ein deutlicher Benefit für die LEN-refraktären Patienten zu verzeichnen, mit einer relativen Risikoreduktion von 40 % für Progress oder Tod [2]. Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (eGFR < 60 ml/min) profitierten hinsichtlich der Tiefe der Remission (Komplettremission und MRD-Negativität) in nahezu identischem Umfang von der Behandlung [3]. Ferner war der Benefit unabhängig vom Alter: Patienten ab 70 Jahren profitierten mindestens genauso von der Kombination wie Jüngere [4].
Reimund Freye