Den Nutzen der Dreierkombination zeigte die Studie HER2CLIMB, in der intensiv vorbehandelte Patientinnen mit HER2+ metastasierendem Mammakarzinom mit der Dreierkombination oder mit Trastuzumab plus Capecitabin plus Placebo behandelt wurden [1]. Das progressionsfreie Überleben (PFS) in der primären Endpunkt-Population betrug nach 12 Monaten 33,1 % in der Kombinationsgruppe mit Tucatinib (Tukysa®) und 12,3 % in der Placebo-Gruppe, so Prof. Nadia Harbeck, München. Dies ist gleichbedeutend mit einer 46%igen Risikoreduktion für Progression oder Tod. Die mediane Dauer des PFS lag bei 7,8 Monaten unter der zusätzlichen Behandlung mit Tucatinib und bei 5,6 Monaten unter Placebo. Das Gesamtüberleben (OS) nach 2 Jahren betrug 44,9 % unter der Tucatinib-Kombination und 26,6 % unter der Placebo-Kombination.
In die Studie waren Frauen mit zuvor unbehandelten, behandelten und stabilen oder progredienten Hirnmetastasen aufgenommen worden (Anteil an der Studienpopulation: 47,5 %). In dieser Gruppe lag das PFS mit Tucatinib nach einem Jahr bei 24,9 % versus 0 % unter Placebo. Damit wurde das Risiko für Progression und Tod um 52 % verringert, so Harbeck. Das mediane PFS betrug 7,6 versus 5,4 Monate zugunsten der Dreierkombination. Aufgrund dieser Daten empfiehlt die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) die Tucatinib-Kombination beim HER2+ metastasierten Mammakarzinom nach Progression der Erkrankung unter Trastuzumab-Emtansin (T-DM1) mit einem Doppelplus.
Bei Hirnmetastasen wird die systemische Dreierkombination nach mindestens zwei Anti-HER2-Therapien mit einem Plus empfohlen [2]. Wie Prof. Isabell Witzel, Hamburg, erläuterte, besteht bisher wenig Evidenz zur systemischen Therapie von Hirnmetastasen beim Mammakarzinom, da bei fast allen Studien diese Metastasen ein Ausschlusskriterium darstellten. Die Zulassungsstudie HER2- CLIMB untersuchte dagegen prospektiv die Effektivität von Tucatinib bei Frauen mit Hirnmetastasen und bietet derzeit die größte Datenbasis. Es laufen weitere Studien mit dem TKI bei dieser Gruppe.
Tucatinib blockiert reversibel die ATP-Bindungsstelle in der HER2-Kinase-Domäne und blockiert somit für das Tumorwachstum wichtige Signalwege [3, 4]. Die Kombination mit dem Anti-HER2-Antikörper Trastuzumab konnte in präklinischen Studien via duale HER2-Blockade die Anti-Tumor-Aktivität von Tucatinib weiter steigern [5]
Dr. Ralph Hausmann