Patienten mit nicht vorbehandelter CLL können seit einiger Zeit mit einer Kombination aus dem BCL2-Inhibitor Venetoclax (Venclyxto®) und dem Anti-CD20-Antikörper Obinutuzumab (VenO) therapiert werden. In der Phase-III-Studie CLL 14 konnte die Überlegenheit dieses Regimes gegenüber Chlorambucil und Obinutuzumab (ClbO) gezeigt werden: 4 Jahre nach Therapiestart und somit > 3 Jahre nach Therapieende lag das progressionsfreie Überleben (PFS) bei 74,0 % im VenO- und bei 35,4 % im ClbO-Behandlungsarm [1]. Bei rezidivierten/refraktären (r/r) Patienten setzte sich im Rahmen der Phase-III-Studie MURANO eine Kombination von Venetoclax mit dem Anti-CD20-Antikörper Rituximab (VenR) gegenüber Bendamustin und Rituximab (BR) durch [2].
Hintergrund ist ein durch VenO bzw. VenR erzielter hoher Anteil an Patienten mit nicht mehr nachweisbarer messbarer Resterkrankung (MRD) als Zeichen einer tiefen Remission, die sich in langanhaltende Überlebensvorteile übersetzte. Die MRD-Negativität ermöglicht zudem den zeitlich begrenzten Einsatz der Therapie. Durch ihn ist wiederum die klonale Evolution verringert: Es kommt aufgrund von nur kurzem Selektionsdruck seltener zu Resistenzen. Bei den mit VenO the-rapierten Patienten mit Rezidiv traten in der CLL14-Studie insbesondere keine BCL2-Mutationen auf.
Bei unfitten AML-Patienten, die nicht für eine intensive Chemotherapie geeignet sind, waren bisher die Therapieoptionen begrenzt, und es wurden hypomethylierende Substanzen (HMA) wie Azacitidin oder Decitabin oder niedrig dosiertes Cytarabin eingesetzt. Unfitten AML-Patienten steht nun eine neue Kombinationstherapie aus Venetoclax plus HMA zur Verfügung, die gerade mit Azacitidin sowohl das Gesamtüberleben als auch die Rate an Komplettremissionen (CR) und unvollständigen CR signifikant verbessert [3]. Schon nach dem ersten Zyklus wird das Ansprechen mittels Knochenmark-Diagnostik überprüft. Bei Komedikation von Arzneimitteln, die CYP3A4-Inhibitoren sind – wie viele Antimykotika –, sollte auf Dosisanpassungen geachtet werden. Bei starken CYP3A4-Inhibitoren kann eine Reduktion auf ein Viertel der Venetoclax-Dosis nötig werden.
Falls in der Post-Remissionsphase über einen Zeitraum von länger als 7 Tagen schwere Zytopenien (Grad 4) auftreten, muss der nächste Zyklus verschoben werden, bis nur noch eine Zytopenie Grad 2 vorliegt. Wiederholen sich die Zytopenien, ist generell auf einen 21-Tage-Therapiezyklus und eine 7-tägige Therapiepause umzustellen.
Dr. Corinna Kolac