Bei inoperablem NSCLC im Stadium III wurde bereits das Immuntherapeutikum Pembrolizumab mit begleitender Radiochemotherapie in der Phase-II-Studie KEYNOTE-799 untersucht, so Thomas. Dabei konnte eine durchaus beeindruckende Gesamtansprechrate (ORR) von 70,5 % im Taxan-haltigen Arm gefunden werden. Dies wurde allerdings mit einer hohen Rate an schwerwiegenden Nebenwirkungen erkauft, vor allem Pneumonitiden. Die therapiebezogenen Nebenwirkungen vom Grad 3 bis 5 lagen bei über 60 %; bei 3,6 % führte dieses Regime therapiebedingt zum Tod [1].
Zulassungsrelevant für Cemiplimab (Libtayo®) war die Phase-III-Studie EMPOWER-Lung 1, in welcher behandlungsnaive Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC im Verhältnis 1 : 1 entweder Cemiplimab (CEMI) als Monotherapie oder eine Platin-basierte Chemotherapie (CT) erhielten. Eingeschlossen wurden ebenfalls Patienten mit lokal fortgeschrittenem Tumor im Stadium IIIB/C, die keine Kandidaten für eine Radiochemotherapie waren. Weitere Einschlusskriterien waren ein PD-L1-Status ≥ 50 % und die Abwesenheit von EGFR-, ALK- oder ROS-1-Aberrationen. Ein Cross-over im Falle eines Progresses war in beide Richtungen möglich. Die primären Studien-endpunkte waren das Gesamt- (OS) und das progressionsfreie Überleben (PFS).
In der explorativen Analyse zeigte sich ein Vorteil für den CEMI-Arm beim OS mit einer Hazard Ratio von 0,48. Nach einem Jahr lebten noch 78,5 % unter CEMI und 57,8 % unter CT-Gabe (p = 0,09). Bezüglich des PFS lauteten die entsprechenden Zahlen nach 12 Monaten 38,5 %
(CEMI) versus 5,8 % (CT) (p = 0,02).
Darüber hinaus ist bei Patienten, die ansprechen, „die DoR (Duration of Re-sponse) unter der Immuntherapie deutlich günstiger als bei einer CT“, betonte Thomas. Die mediane DoR wurde geschätzt auf 12,5 Monate bei CEMI gegenüber 6,2 Monaten unter CT. Grad-3/4- Nebenwirkungen, die auf der Behandlung basierten, traten bei 28 % im Cemiplimab-Kollektiv auf [2]. „Damit können nun auch Patienten mit weit fortgeschrittenem lokalem Tumor ohne Treibermutationen, für die keine Radiochemotherapie infrage kommt, in der Erstlinie mit dieser Therapieoption behandelt werden“, so der Onkologe.
Reimund Freye