Beim rezidivierten bzw. platinrefraktären Ovarialkarzinom gewinnen neue Substanzen zunehmend an Bedeutung. Eines der Medikamente, die hierbei im Fokus stehen, ist der PARP-Inhibitor Niraparib, der in Studien mittlerweile auch mit Immuncheckpoint-Inhibitoren kombiniert wird.
Niraparib ist seit November 2017 bei Patientinnen mit einem platinsensiblen Ovarialkarzinomrezidiv unabhängig vom BRCA-Mutationsstatus zur Erhaltungstherapie zugelassen und stellt Prof. Michael Bohlmann, Mannheim, zufolge in dieser Indikation mittlerweile bereits einen Standard dar. In der offenen, einarmigen Phase-II-Studie QUADRA erhielten nun Patientinnen in einer Late-line-Situation – d. h. ab der vierten Therapielinie – Niraparib in einer Startdosis von 300 mg/d als Monotherapie [1]. Bei mehr als jeder vierten Patientin war es mindestens die sechste Therapielinie, zwei Drittel der Erkrankungen waren platinresistent oder -refraktär, und 62% der Patientinnen hatten bereits Bevacizumab erhalten. Ein Fünftel der Patientinnen wies eine BRCA-Mutation auf und 48% einen Defekt der homologen Rekombination (HRD-positiv).
Beim primären Endpunkt – der Gesamtansprechrate bei HRD-positiven, Platin-sensitiven und PARP-Inhibitor-naiven Patientinnen – sind die erreichten 27% bei einem so stark vorbehandelten Kollektiv bemerkenswert, so Bohlmann. Die Krankheitskontrollrate (komplette und partielle Remissionen und Krankheitsstabilisierungen) war mit 69% sogar außerordentlich hoch, vor allem angesichts der Tatsache, dass sie mit einem Chemotherapie-freien Regime erzielt worden war. Außerdem hatten Patientinnen mit ebenso wie solche ohne BRCA-Mutation angesprochen. Natürlich müssen diese Ergebnisse nun in einer randomisierten Studie gegen Plazebo bestätigt werden.
Kombinationstherapie mit Niraparib und Pembrolizumab im Fokus
Eher enttäuschend waren die Ergebnisse mit einer Monotherapie des Checkpoint-Inhibitors Pembrolizumab (200 mg) beim fortgeschrittenen rezidivierten Ovarialkarzinom: In der Phase-II-Studie KEYNOTE-100 lag die Ansprechrate bei 8,0% und die klinische Benefit-Rate bei weniger als 40% [2]. Deutlich besser schnitt hingegen in der Phase-I/II-Studie TOPACIO/KEYNOTE-162 bei Patientinnen mit platinresistentem bzw. -refraktärem Ovarialkarzinom eine Kombination aus Niraparib und Pembrolizumab ab [3]: Eine objektive Ansprechrate von 25% und eine Krankheitskontrollrate von 67% ist laut Bohlmann sehr spannend, denn in einem derart negativ selektierten und prognostisch ungünstigen Kollektiv konnten solche Ergebnisse bisher mit keiner Chemotherapie erreicht werden. Das Ansprechen war überdies unabhängig vom BRCA-Mutations- und Platin-Status. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse vom Grad ≥ 3 waren Anämie (21%) und Thrombozytopenie (9%).
Eine Bestätigung dieser Daten in einer prospektiven, randomisierten Studie könnte laut Bohlmann einen wirklichen Durchbruch in der Therapie des platinrefraktären bzw. -resistenten Ovarialkarzinoms bedeuten und demonstrieren, dass ein Chemotherapie-freies Regime selbst bei dieser extrem schwer zu behandelnden Erkrankung erfolgreich sein kann.
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