Bei pädiatrischen Tumorerkrankungen liegen die Heilungsraten heute bei 80–85%, bedingt sowohl durch die Entwicklung immer effektiverer zytostatischer Therapien wie durch Fortschritte in der Supportivtherapie, die den Einsatz der teilweise hochtoxischen Krebstherapien bei Kindern überhaupt ermöglicht. Neben der wirksamen Bekämpfung von durch die Chemotherapie bedingten infektiösen Komplikationen zählt dazu vor allem auch eine effektive Antiemese.
Die bei Kindern und Jugendlichen eingesetzten intensiven systemischen Kombinations-Chemotherapien sind in der Regel hoch emetogen. 5-HT3-Rezeptorantagonisten sind seit der ersten Einführung von Ondansetron in den 1980er-Jahren zu Standards der Antiemese in der pädiatrischen ebenso wie in der Erwachsenen-Onkologie geworden. Ein weiterer Durchbruch war die Entwicklung von Neurokinin (NK)1-Rezeptor-Antagonisten wie z. B. Aprepitant (Emend®) , die die antiemetische Kontrolle unter zytostatischen Therapien wesentlich verbesserte und heute fest in den Leitlinien verankert ist.
Aprepitant und Fosaprepitant auch für Kinder verfügbar
Auf der Basis einer randomisierten Studie [1] wurde Aprepitant 2016 als Pulver zur Herstellung einer Suspension in Ergänzung zu Ondansetron, mit oder ohne Dexamethason, auch für Kinder im Alter von sechs Monaten bis zu zwölf Jahren unter Chemotherapie zugelassen. Aktuell wurde nun auch die intravenöse Galenik Fosaprepitant (Ivemend®) für die pädiatrische Anwendung zugelassen, wie Prof. Heribert Jürgens, Münster, erläuterte. Angewendet wird es bei Kindern und Jugendlichen ab sechs Monaten und mit mindestens 6 kg Körpergewicht in Kombination mit einem 5-HT3-Rezeptorantagonisten mit oder ohne Kortikosteroid. Bei ein- oder mehrtägigen hoch ebenso wie moderat emetogenen Chemotherapien wird Fosaprepitant über einen zentralen Venenkatheter an den Tagen 1, 2 und 3 verabreicht. An Tag 2 und 3 kann anstelle von Fosaprepitant i. v. auch Aprepitant oral gegeben werden. Bei eintägigen Regimes ist es möglich, Fosaprepitant auch ausschließlich an Tag 1 der Chemotherapie zu infundieren.
Ein intravenöses Präparat kann bei kleinen Kindern sehr hilfreich sein, weil sie eine orale Behandlung oft ablehnen, so Jürgens. Wichtig sei ein frühzeitiger Beginn der antiemetischen Therapie, um die Kinder das akute Erbrechen gar nicht erst erleben zu lassen und so dem antizipatorischen Erbrechen wirksam vorzubeugen. Mit den heutigen Möglichkeiten lässt sich die akute Emesis bei zwei von drei Kindern vollständig kontrollieren.
Josef Gulden
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