Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem (HR+), HER2-negativem (HER2-) fortgeschrittenem Mammakarzinom erhielten bislang entweder eine Chemotherapie oder eine Hormon-Monotherapie. Letztere sollte laut Leitlinien präferiert werden, aber in der Praxis wird vor allem bei jüngeren Patientinnen (≤ 65 Jahre) immer noch häufig Chemotherapie eingesetzt. Die seit Kurzem verfügbaren CDK4/6-Inhibitoren bieten eine Möglichkeit, die Effektivität der Hormontherapie zu erhöhen: Alle Studien mit Kombinationen aus CDK4/6-Inhibitoren und Hormontherapie zeigen eine Verdopplung des progressionsfreien Überlebens.
Der Östrogenrezeptor-Antagonist Fulvestrant wurde in der Phase-III-Studie MONALEESA 3 bei postmenopausalen Patientinnen mit fortgeschrittenen HR+/HER2- Karzinomen, die zuvor höchstens eine Hormontherapie erhalten hatten, mit dem neuen CDK4/6-Inhibitor Ribociclib (Kisqali®) kombiniert [1]. Die Patientinnen wurden nach ihrem Ansprechen auf frühere Hormontherapien stratifiziert und erhielten randomisiert im Verhältnis 2 : 1 entweder Ribociclib (600 mg/d oral für drei Wochen, gefolgt von einer Woche Pause) plus Fulvestrant (500 mg) oder Plazebo plus Fulvestrant.
Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben, so Prof. Peter Fasching, Erlangen, und dabei zeigte sich eine deutliche Verbesserung von median 12,8 auf 20,5 Monate (Hazard Ratio 0,59; p = 0,00000041). In einer unabhängigen Auswertung war der Vorteil noch deutlicher: Der Medianwert war in der Kombinationsgruppe noch nicht erreicht, im Plazeboarm lag er bei 10,9 Monaten. Alle Subgruppen profitierten von Ribociclib, und auch die Ansprechrate verbesserte sich durch den CDK4/6-Inhibitor von 21,5% auf 32,4%, die klinische Benefit-Rate von 62,8% auf 70,2%.
Die relative Dosisintensität lag für Ribociclib bei 92%, was die gute Verträglichkeit unterstreicht; Dosisreduktionen waren bei etwa einem Drittel der Patientinnen erforderlich. Die häufigsten Nebenwirkungen unter der Kombination waren hämatologischer Natur (Neutropenie 69,6%, Leukopenie 28,4%, Anämie 17,2%, Thrombozytopenie 8,5%); eine febrile Neutropenie war mit 1% sehr selten.
Ribociclib im Fokus deutscher Brustkrebsstudien
Die MONALEESA-3-Sicherheitsdaten konnten auch in der deutschen
RIBECCA-Studie in einem Kollektiv von HR+/HER2- Patientinnen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom bestätigt werden [2]. „Wir können nun sagen, dass wir uns mit dem Medikament auskennen“, so Fasching: Hauptsächlich träten hämatologische Nebenwirkungen auf, andere Toxizitäten sind selten.
In der nicht-interventionellen Studie RIBANNA soll nun bei postmenopausalen Frauen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem, HR+/HER2- Brustkrebs die Effektivität verschiedener Behandlungssequenzen in der klinischen Routine bewertet werden. Die Therapie wird hier begonnen mit entweder Ribociclib in Kombination mit einem Aromatasehemmer, mit einer endokrinen Therapie oder mit einer Chemotherapie [3]. Analyse und Interpretation der Daten seien sehr komplex, so Fasching – man wolle aus den Ergebnissen vor allem lernen, wie man eine Chemotherapie möglichst lange hinauszögern kann.
Josef Gulden
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