Das diffus großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) ist mit einem Anteil von 27 % das häufigste Lymphom. Dabei handelt es sich um eine sehr heterogene Erkrankung. Morphologisch werden das zentroblastische, immunoblastische, anaplastische und plasmablastische DLBCL unterschieden. Bezüglich der Lokalisation unterscheidet man die nodale, die primär mediastinale und die intravaskuläre Manifestation. „Aber auch im Hinblick auf das therapeutische Ansprechen gibt es Unterschiede“, erläuterte Prof. Georg Lenz, Münster.
R-Chop oder Pola-R-CHP als primärer Standard
Als primäre Standardtherapie beim DLBCL gilt seit vielen Jahren die Im-munchemotherapie mit dem R-CHOP-Schema. In neuerer Zeit konnte in der POLARIX-Studie gezeigt werden, dass der Austausch von Vincristin durch das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Polatuzumab Vedotin das PFS verlängert, sodass dieses Pola-R-CHP-Schema heute als neuer Standard für bestimmte Subgruppen empfohlen wird. „Mit einer solchen Primärtherapie können wir heute zwei Drittel der Patient:innen heilen“, so Lenz.
Heilungsrate von 35 % beim r/r DLBCL mit CAR-T-Zell-Therapie
Etwa 40 % der Patient:innen benötigten eine Zweit- oder Drittlinientherapie. Die Einführung der CAR-T-Zell-Therapie hat die Therapieoptionen bei einem r/r DLBCL wesentlich bereichert. So eröffnet sich auch für diese Erkrankten noch eine Heilungschance. Insgesamt können mit diesen Therapieverfahren heute 35 % der Erkrankten mit r/r DLBCL geheilt werden. Eine neue, sich in der klinischen Entwicklung befindende vielversprechende Option sind die bispezifischen Antikörper wie Glofatimab oder Epcoritamab. Bisher sind sie aber noch nicht zugelassen.
Loncastuximab tesirin eine neue vielversprechende Therapieoption
„Trotz dieser Fortschritte versterben noch viele Patient:innen an dieser Erkrankung“, so Lenz. Somit bestehe weiter Bedarf an innovativen Strategien. Mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Loncastuximab tesirin (Zynlonta®) steht jetzt ein neues ADC für die Behandlung des r/r DLBCL nach mindestens zwei Vorbehandlungen zur Verfügung. Die Substanz adressiert das Oberflächenprotein CD19. Die Wirksamkeit und Sicherheit wird in einem umfassenden Studien-programm (LOTIS-Studien) untersucht.
In der Phase-I-Dosisfindungsstudie LOTIS-1 zeigte Loncastuximab tesirin ein akzeptables Sicherheitsprofil und eine vielversprechende Anti-Tumor-Aktivität. Die Gesamtansprechrate betrug 46 %, 27 % erreichten eine komplette Remission. Insbesondere Ältere sprachen gut an.
Fast jede:r zweite Patient:in spricht an
Die Zulassung basiert auf den Daten aus der LOTIS-2-Studie [1, 2]. Dabei handelt es sich um eine große multinationale, einarmige klinische Phase-II-Studie, in die 145 Erkrankte mit einem r/r DLBCL nach zwei oder mehr vorausgegangenen systemischen Therapielinien eingeschlossen wurden. Die Erkrankten erhielten das ADC als Monotherapie bis zu ein Jahr lang oder bis zum Progress oder Auftreten inakzeptabler Toxizität. Geplant ist ein Follow-up bis zu 3 Jahre nach Ende der Therapie.
Insgesamt habe jede:r zweite Betroffene auf die Therapie angesprochen, so Prof. Georg Hess, Mainz. So lag die ORR bei 48,3 %; 23,4 % erreichten eine partielle und 24,8 % eine komplette Remission [1, 2]. Die mediane Zeit bis zum Ansprechen betrug 41 Tage, die mediane Dauer des Ansprechens (DoR) 13,37 Monate bei den Respondern; bei denjenigen Erkrankten mit einer kompletten Remission wurde das DoR noch nicht erreicht.
Das PFS betrug im Median 4,93 Monate, und das mediane OS lag bei 9,53 Monaten. Die Wirksamkeit zeigte sich unverändert in allen Subgruppen, auch bei jenen Erkrankten mit CD19-gerichteter Vortherapie [1, 2]. „Die Ansprechrate ist bemerkenswert, da die Patient:innen intensiv vorbehandelt waren und Merkmale für eine ungünstige Prognose zeigten“, so Hess.
Dr. Peter Stiefelhagen