In der nicht resektablen bzw. metastasierten Situation sei bei CCA Gemcitabin/Cisplatin in der Erstlinie der langjährige Standard [1, 2], erklärte Prof. Volker Heinemann, München. Allerdings liege das mediane Überleben bei intrahepatischen CCA dennoch bei nur 15 Monaten, bei extrahepatischen Formen sogar nur bei 12 Monaten [3]. Auf Basis der TOPAZ-1-Studie [4] gelte seit Kurzem die Kombination aus Gemcitabin/Paclitaxel mit dem Checkpoint-Inhibitor Durvalumab als „etablierter und zugelassener Standard für Allcomers“ [5], sagte Heinemann.
CCA: Molekular basierte Perspektivenfür die Zweitlinie
Für die Zweitlinie sieht Heinemann „die molekulare Pathologie im Zentrum“ zukünftiger Therapieentscheidungen. Mit FGFR2-Alterationen und IDH1-Mutationen seien zwei genetische Veränderungen besonders häufig (je 15–20 %) – speziell bei intrahepatischen CCA. Für FGFR2-alterierte Tumoren ist mit Pemigatinib bereits eine Substanz nach entsprechendem Mutationsnachweis zugelassen, für IDH1-mutierte CCA wird die Zulassung für Ivosidenib in Kürze erwartet. In der Phase-III-Studie ClarIDHy hatte Ivosidenib einen relevanten Vorteil hinsichtlich des Gesamtüberlebens (OS) versus Placebo (adjustiert) beim IDH1-mutierten CCA gezeigt (medianes OS 10,3 vs. 5,1 Monate; HR 0,49; p < 0,001) [6]. Als größte Herausforderung im klinischen Alltag sieht Heinemann die „frühzeitige molekulare Diagnostik und Bewertung“, damit Betroffene überhaupt noch von zielgerichteten Therapien profitieren können.
AML: Hoffnung auf zielgerichtete Optionen
Auch die AML zeichne sich durch eine ausgeprägte genetische Heterogenität aus, berichtete PD Dr. Peter Bojko, München. Während Mutationen bei der De-novo-AML meist Gene für Transkriptionsfaktoren (RUNX1) oder Signalwege der Proliferation und Differenzierung (FLT3) beträfen, seien bei der sekundären AML Mutationen in Genen für die epigenetische Regulation (IDH1, IDH2, ASXL1) besonders prominent. Für Erkrankte mit nachgewiesener FLT3-mutierter AML stehen mit Midostaurin in der Erstlinie in Kombination mit dem 7+3-Schema und mit Gilteritinib im Rezidiv bereits molekular zielgerichtete Behandlungsoptionen zur Verfügung. Mit Ivosidenib befindet sich derzeit eine Substanz für die IDH1-mutierte AML in der Erstlinie (bei unfitten Patient:innen) und im Rezidiv in klinischer Prüfung, mit Enasidenib ein weiterer Wirkstoff bei der rezidivierten IDH2-mutierten AML.
Claudia Schöllmann