Eine AML als häufigste Leukämieform bei Erwachsenen ist für etwa 80 % aller Fälle an akuten Leukämien verantwortlich. Die Inzidenz steigt mit dem Alter an und liegt bei über 65-Jährigen bei 12,2 Fällen pro 100.000 Einwohner. Eine Induktions-Chemotherapie, meist mit dem 7+3-Schema, der im Falle eines Ansprechens eine Konsolidierungs-Chemotherapie oder alternativ eine allogene Stammzelltransplantation (allo-SZT) folgen, ist die Standardbehandlung für fitte Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) [3].
Trotz dieser Behandlungsmöglichkeiten treten bei einem Großteil der Patienten Rezidive auf. Wie Prof. Lars Bullinger, Berlin, berichtete, sind nach 10 Jahren nur rund 16 % der unter 60-jährigen AML-Patienten und 2 % der Betroffenen ab 60 Jahre krankheitsfrei.
Bullinger führt die hohe Rückfallwahrscheinlichkeit unter anderem darauf zurück, dass nach einer Induktionstherapie mit oder ohne Konsolidierung einige leukämische Zellen überleben und die Patienten demnach weiterhin eine minimale Resterkrankung (MRD) aufweisen [4, 5]. „Doch selbst MRD-negative Patienten haben ein erhebliches Risiko für einen Rückfall“, konstatierte Bullinger.
In dieser Situation könne eine Erhaltungstherapie besonders sinnvoll sein, um die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls zu vermindern, Remissionen zu vertiefen und das Gesamtüberleben der Patienten zu verlängern. Dabei eigne sich eine hypomethylierende Therapie in besonderem Maße, da im AML-Rezidiv häufig Mutationsmuster zu finden seien, die mit einer DNA-Methylierung einhergingen.
Trotz des hohen medizinischen Bedarfs existiert allerdings bislang keine etablierte Erhaltungstherapie bei der AML, die das Potential besitzt, das Überleben der Patienten zu verlängern [2]. Lediglich für die Subgruppe von Patienten mit FLT3+-mutierter AML wird eine Erhaltungstherapie in Leitlinien empfohlen [3].
Wirksam und gut verträglich
Azacitidin Tabletten (CC-486, Onureg®), die seit Mitte Juni 2021 als orale Option als Erhaltungstherapie für Patienten mit AML verschiedener Subtypen zugelassen sind, könnten einen Beitrag dazu leisten, die therapeutische Lücke ein Stück weit zu schließen.
Wie Prof. Klaus Metzeler, Leipzig, erklärte, verlängerte der Wirkstoff in der Zulassungsstudie QUAZAR® AML-001 zwei entscheidende Wirksamkeitsendpunkte signifikant: das Gesamtüberleben (primärer Endpunkt: median 24,7 vs. 14,8 Monate; p < 0,001) ebenso wie das rezidivfreie Überleben (median 10,2 vs. 4,8 Monate; p < 0,001). „Eine Verlängerung des medianen Überlebens um etwa 10 Monate – das ist klinisch bedeutsam“, sagte Metzeler.
Gleichzeitig habe sich das Nebenwirkungsprofil der Behandlung als gut kontrollierbar erwiesen – laut Metzeler ein entscheidendes Kriterium für Erhaltungstherapien –, bei gleichzeitigem Erhalt der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.
In beiden Studienarmen traten als häufigste unerwünschte Ereignisse gastrointestinale Nebenwirkungen vom Grad 1 oder 2 auf, die im Verumarm allerdings häufiger waren (Azacitidin Tabletten vs. Placebo: Übelkeit 62 % vs. 23 %, Erbrechen 57 % vs. 10 %, Diarrhö 48 % vs. 20 %) [2].
Um den leichtgradigen gastrointestinalen Nebenwirkungen unter der Erhaltungstherapie mit Azacitidin Tabletten entgegenzuwirken, wird in den ersten beiden Zyklen eine Antiemese-Prophylaxe empfohlen [1].
Claudia Schöllmann