Der Zweitlinien-Therapiestandard nach einem Checkpoint-Inhibitor (CPI) in der Erstlinie ist eine antiangiogene Therapie; nach einem Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) in der Erstlinie ist entweder eine Immuntherapie mit Nivolumab oder eine Behandlung mit Cabozantinib die Therapie der Wahl [1]. Die Studienlage zur Therapiesequenz nach der Kombination TKI/CPI in der Erstlinie ist bisher dünn, so Dr. Jozefina Casuscelli, München. Eine Studie mit 69 RCC-Patienten, von denen 24 in der Erstlinie die Kombination erhalten hatten, habe aber ergeben, dass unter Cabozantinib in der Zweitlinie ein Viertel der Patienten ein partielles Ansprechen und eine weitere Hälfte eine Krankheitsstabilisierung erreichten [2].
Dass ihre Therapieentscheidung bei einem 62-jährigen Patienten, der nach Pembrolizumab/Axitinib in der Erstlinie einen hepatischen Progress erlitten hatte, zugunsten von Cabozantinib ausfiel, habe aber noch andere Gründe jenseits bislang vorliegender Studiendaten, so Casuscelli. So sei in der Zweitlinie ein gutes Ansprechen auf Cabozantinib gerade bei Tumoren mit ausgeprägter Angiogenese wie dem RCC bekannt. Das TKI-typische Nebenwirkungsprofil von Cabozantinib sei zudem vertraut und das Therapiemanagement nicht anspruchsvoll. Mit dem breiten antiangiogenen Wirkspektrum des TKI, das neben dem VEGF-Rezeptor auch mit der Resistenzentwicklung assoziierte Proteine (MET, AXL) adressiert, könne Resistenzen gegen Inhibitoren des VEGF-Signalwegs gut entgegengewirkt werden. PD Dr. Philipp Ivanyi, Hannover, ergänzte, die Rolle von Cabozantinib als „Resistenzbrecher“ sei auch experimentell überzeugend dargelegt, sodass trotz überschaubarer prospektiver Datenlage die Wahl von Cabozantinib in der Zweitlinie nach TKI/CPI eine rationale Therapieentscheidung sei.
Claudia Schöllmann