Patienten mit rezidivierter ALL haben eine eher ungünstige Prognose mit 5-Jahres-Überlebensraten unter 10 %, erinnerte Prof. Matthias Stelljes, Münster, bei einer Presseveranstaltung anlässlich des COSTEM-Kongresses [2]. Eine allogene hämatologische Stammzelltransplantation (HSZT) könne das Gesamtüberleben der Patienten deutlich verbessern – ohne HSZT überlebe hingegen kaum ein Patient länger als ein Jahr. Ziel sei es daher, nach der Remission möglichst eine konsolidierende HSZT anzuschließen.
Dieses Ziel lässt sich durch Therapie mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Inotuzumab Ozogamicin häufiger realisieren: In der zulassungsrelevanten Studie INO-VATE ALL war die HSZT-Rate unter der Antikörper-basierten Therapie viermal so hoch wie unter einer Standard-Salvage-Chemotherapie (39,6 % vs. 10,5 %) [1]. „Inotuzumab Ozogamicin ermöglicht es uns, deutlich mehr Patienten einer hämatologischen Stammzelltransplantation zuzuführen, als es vor den Antikörper-basierten Therapien der Fall war“, so Stelljes. Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat besteht aus einem gegen CD22 gerichteten monoklonalen Antikörper, der an Calicheamicin gebunden ist. Es ist seit mehr als 2 Jahren zur Behandlung erwachsener Patienten mit rezidivierter oder refraktärer CD22-positiver B-Vorläufer-ALL zugelassen.
Neben der Remission (CR/CRi: Complete Remission/CR with incomplete blood count recovery) ist die MRD (minimale Resterkrankung)-Negativität ein wichtiger Faktor, der die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche HSZT erhöhen kann. In der Langzeitanalyse der Studie INO-VATE ALL zeigten sich unter der Therapie mit Inotuzumab Ozogamicin Ansprechraten (CR/CRi) von 73,8 % vs. 30,9 % unter Standard-Chemotherapie, und 76 % bzw. 38 % der Patienten erzielten MRD-Negativität [1]. Die CR/CRi-Raten waren konsistent über alle Subgruppen. Der Benefit drückte sich auch in den 3-Jahres-Überlebensraten aus: Sie lagen unter Inotuzumab Ozogamicin bei 20,3 % vs. 6,5 % unter Standard-Chemotherapie, so Stelljes.
Mit Inotuzumab Ozogamicin steht somit eine innovative Therapie für Pa-tienten mit CD22-positiver r/r ALL zur Verfügung, die mit einer Remissionsrate von ca. 80 % deutlich wirksamer ist als konventionelle Chemotherapien, ein günstiges Toxizitätsprofil hat (auf VOD/SOS achten), eine ambulante Therapie erlaubt und mehr Patienten eine HSZT ermöglicht, sagte Stelljes, der bereits über 40 Patienten mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat behandelt hat.
S. Pickl
Meet the Expert „2 Jahre Erfahrungen mit Besponsa® (Inotuzumab Ozogamicin) in Deutschland: Ein effektiver Weg zur Stammzelltransplantation bei r/r ALL“ im Rahmen des 5th International Congress on Controversies in Stem Cell Transplantation and Cellular Therapies (COSTEM) am 25.10.2019 in Berlin, veranstaltet von Pfizer Pharma GmbH.