Im metastasierten hormonnaiven Stadium des Prostatakarzinoms ist die Kombinationstherapie aus Androgendeprivationstherapie (ADT) plus Docetaxel oder gegen den Androgenrezeptor gerichteter Substanz (ARTA wie Abirateron oder Enzalutamid) Standard. Welche Kombinationen eingesetzt werden und wie die Therapiesequenz im mCRPC-Stadium aussieht, sollte individuell geplant werden. Damit der Patient alle lebensverlängernden Therapieoptionen erhalten kann, sollte die Chemotherapie nicht zu spät im Behandlungsverlauf eingesetzt werden. Bei Patienten mit mCRPC besteht – unabhängig von der Vortherapie im hormonnaiven Stadium – eine Chemotherapie-Indikation, wenn Lebermetastasen und/oder tumorbedingte Beschwerden vorliegen. Bei asymptomatischen Patienten oder geringer Symptomatik sollte eine Chemotherapie bei ungünstigen Prognosefaktoren erwogen werden, etwa bei kurzer PSA-Verdopplungszeit (< 55 Tage), einem Gleason-Score 8 bis 10 oder hohem LDH. Wegen der Kreuzresistenzen zwischen den ARTAs sollte nach ARTA-Versagen nicht direkt auf das zweite ARTA gewechselt werden. Hier bietet sich die Weiterbehandlung mit Taxan-Chemotherapie an. Beide Taxane sind nach ARTA-Versagen deutlich wirksamer als eine zweite ARTA [1]. Der frühzeitige Einsatz von Cabazitaxel als lebensverlängernde Therapieoption im mCRPC wird u. a. durch retrospektive Daten nach Docetaxel-Versagen untermauert: Die kumulative Überlebensrate nach 12 Monaten für die Sequenz Docetaxel – Cabazitaxel – ARTA betrug 76,4 % und 61,3 %, wenn nach Docetaxel eine ARTA und erst dann Cabazitaxel eingesetzt wurde.
Lediglich 28,5 % betrug die Überlebensrate, wenn auf Cabazitaxel verzichtet und nach Docetaxel zwei ARTAs gegeben wurden [2].
Dr. Annette Junker
Fachpresse-Workshop „11. Expertise Prostata“ im Rahmen des DKK 2020 am 18.02.2020 in Berlin , veranstaltet von Sanofi Genzyme.