Nebenwirkungen unter einer immunonkologischen Therapie sind selten, aber wenn sie auftreten, besteht Handlungsbedarf, erklärte Wesemann, die in einer hämatologisch-onkologischen Schwerpunktpraxis in Hamburg arbeitet und dort eine eigene Pflegesprechstunde leitet. In diesem Fall müsse umgehend eine Informationsweitergabe der Pflegekraft an den Arzt erfolgen, da für Nebenwirkungen ab Grad 2 stets der Arzt zuständig sei. Patienten mit metastasierten Tumorerkrankungen, die unter einer effektiven Doppeltherapie mit Nivolumab und Ipilimumab stehen, erforderten besondere Aufmerksamkeit. Nebenwirkungen könnten in „jedem Organ und zu jedem Zeitpunkt“ auftreten.
Verordnet der Arzt bei schwereren Nebenwirkungen topische oder systemische Kortikoide, sei es oftmals Aufgabe der Pflegekräfte, die unbegründeten Ängste der Patienten gegenüber einer vorübergehenden Therapie mit diesen wirksamen Medikamenten zu entkräften.
Leichtere Nebenwirkungen äußerten die Patienten oftmals erst nach differenziertem und gezieltem Nachfragen. Hier sei es Aufgabe der Pflegekraft, den Patienten die Ängste zu nehmen und ihnen Möglichkeiten des Nebenwirkungsmanagements aufzuzeigen. Die Patienten müssten aber auch zu „Experten im Erkennen von Symptomen“ werden, da die meisten Immuntherapien ambulant durchgeführt würden und Nebenwirkungen bis zu einem Jahr nach Applikation der Medikation auftreten könnten. In diesem Kontext empfiehlt Wesemann die Nutzung von („Notfall“-)Karten für immunonkologische Medikamente, die etwa über das Paul-Ehrlich-Institut erhältlich sind. Damit könnten die Patienten mit einer Art Checkliste Nebenwirkungen erkennen und frühzeitig und gezielt Rückmeldung geben.
Bei leichteren Beschwerden sind laut Wesemann in der Regel Maßnahmen ausreichend, die der Patient selbst durchführen könne. Pflegekräfte könnten hier beratend zur Seite stehen. So seien beispielsweise bei Hautproblemen Basismaßnahmen der Hautpflege hilfreich. Bei Juckreiz – einem besonders belastenden Symptom – empfiehlt Wesemann neben der Kratzprävention kühle Kompressen oder Auflagen mit Pflanzenextrakten oder Obstessig. Auch gekühlte Salben mit Ringelblume, Johannis-, Nachtkerzenöl, Aloe vera, Menthol, Campher, Thymol oder – Tipp – Polidocanol seien hilfreich. Lokale Wärme-anwendungen müssten dagegen unbedingt vermieden werden. Gegen Diarrhö können pflanzliche Heilmittel wie Apfelpektin, getrocknete Heidelbeeren, Möhren oder – bei Patienten beliebt – bittere Schokolade helfen.
Claudia Schöllmann
Symposium „Hoffnung Immunonkologie – das Leben mit der Therapie – Rolle der Pflegekräfte“ im Rahmen des DKK 2020 am 21.02.2020 in Berlin, unterstützt von Bristol-Myers-Squibb GmbH & Co. KGaA.