Eine Behandlung mit Ruxolitinib ist angezeigt zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit PV, die resistent oder intolerant gegenüber Hydroxyurea (HU) sind [1]. In der Phase-III-Zulassungsstudie RESPONSE, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Ruxolitinib bei PV-Patienten mit HU-Resistenz/-Intoleranz mit der besten verfügbaren Therapie (BAT) verglich, hatten 60 % der Patienten im Ruxolitinib-Arm in Woche 32 eine Hämatokritkontrolle (HCT < 45 %) erreicht [2]. Eine beim ASH vorgestellte Post-Hoc-Analyse der Studie, deren Daten Prof. Florian Heidel, Jena, im Rahmen einer Presseveranstaltung in München kommentierte, untersuchte den Einfluss der Baseline-Patientencharakteristika auf das Hämatokrit-Ansprechen in Woche 32 [3]. Außerdem wurde evaluiert, ob sich die Patienten, die in Woche 32 eine Hämatokrit-Kontrolle ohne Aderlässe erreicht hatten (HTC-Responder) hinsichtlich ihres Langzeit-Ansprechens auf Ruxolitinib nach 5 Jahren von den Patienten unterschieden, die in Woche 32 keine Hämatokrit-Kontrolle erreicht hatten (HTC-Non-Responder). Hämatokritkontrolle lag definitionsgemäß vor, wenn der HTC-Zielwert in den Wochen 8 bis 32 ohne Aderlässe erreicht wurde und in den ersten 8 Wochen seit Randomisierung maximal eine Phlebotomie nötig war.
222 Patienten gingen in die Analyse ein, die entweder Ruxolitinib (n = 110) oder BAT (n = 112) erhalten hatten. Bei den Ruxolitinib-behandelten Patienten erwiesen sich die Leukozytenzahl (p = 0,0198) sowie die JAK2-V617F-Allellast (p = 0,0159) bei Therapiebeginn als Prädiktoren für das HCT-Ansprechen in Woche 32. 66 Patienten der Ruxolitinib-Gruppe waren HTC-Responder und 44 HTC-Non-Responder. Unter den HTC-Respondern war die mediane Zeit bis zur ersten Phlebotomie noch nicht erreicht, bei den Non-Respondern betrug sie 28,4 Wochen. Von Woche 48 bis 80 erreichten 97 % der Responder und 84 % der Non-Responder Aderlassfreiheit, von Woche 80 bis 256 entsprechend 91 bzw. 68 % [3].
Unabhängig davon, ob die Patienten die HCT-Responderkriterien in Woche 32 erfüllten, zeigten sie im Untersuchungszeitraum eine Kontrolle hämatologischer Parameter (HCT, Leukozyten, Thrombozyten). In Woche 256 war das Milzvolumen der HCT-Responder um 35 % und das der Non-Responder um 50 % zurückgegangen. Die Allellast reduzierte sich bei den Respondern bis Woche 256 von 80 % auf 55 % und bei Non-Respondern von 70 % auf 40 %. PV-Patienten profitieren somit im Langzeitverlauf über 5 Jahre mit einer Kontrolle ihrer hämatologischen Parameter , einem verringerten Milzvolumen und einer reduzierten JAK2-V617F-Allellast – unabhängig davon, ob sie in Woche 32 nach Therapiebeginn eine Hämatokritkontrolle erreichen [3].
Claudia Schöllmann
48. Münchener Fachpresse-Workshop der POMME-med am 18.12.2019 in München.