Die Einführung des Anti-CD20-Antikörpers Rituximab hat die Prognose von DLBCL-Patienten in den letzten 15 Jahren erheblich verbessert [3]. Es bestehen jedoch limitierte Behandlungsoptionen und eine ungünstige Prognose bei Patienten mit rezidivierten DLBCL oder bei therapierefraktären Patienten, insbesondere, wenn diese beispielsweise altersbedingt oder aufgrund von Komorbidität nicht für eine Stammzelltransplantation infrage kommen [4, 5].
DLBCL: erweiterte Therapieoptionen ab der zweiten Linie
Seit Januar 2020 stellt die EU-weite Zulassung von Polatuzumab Vedotin – einem humanisierten monoklonalen Anti-CD79b-Antikörper, der in Kombination mit Bendamustin (B) und Rituximab (R) angewendet wird – eine Erweiterung der Therapieoptionen ab der zweiten Therapielinie dar. Die Daten der Phase Ib/II-Zulassungsstudie GO29365 belegen für diese Patientengruppe erstmals einen signifikanten und klinisch relevanten Überlebensvorteil (OS). Die Studie verglich Polatuzumab Vedotin plus BR gegenüber BR. Im Vergleich zum BR-Kontrollarm verdoppelte sich unter Polatuzumab Vedotin die Rate kompletter Remissionen (CR 40 % vs. 17,5 %; p = 0,026) und verlängerte sich das mediane progressionsfreie Überleben (PFS 9,5 vs. 3,7 Monate; HR 0,36; p < 0,001) [6] ebenso wie das Gesamtüberleben (12,4 vs. 4,7 Monate; HR 0,42; p = 0,0023). Eine neue Datenanalyse mit median 30 Monaten Follow-up zeigte zudem, dass nahezu die Hälfte der Patienten mit bestätigtem Ansprechen auf Polivy® plus BR (9/19) bis zum Cut-off ereignisfrei geblieben war – die meisten davon in kompletter und ein Patient in partieller Remission [7].
„Polatuzumab Vedotin-BR ist ein neues und wirksames Behandlungsregime für zur Transplantation ungeeignete Patienten mit r/r DLBCL, eine Gruppe mit bislang nur sehr unbefriedigenden Therapieergebnissen“, so die Einschätzung von Prof. Dr. Bertram Glaß, Berlin.
Mammakarzinom: differenzierte post-neoadjuvante Therapie
Mit der Erweiterung der Therapie-sequenz um Trastuzumab Emtansin (Kadcyla®) kann die Behandlung bei einem frühen HER2-positiven Mammakarzinom und hohem Rezidivrisiko (Nodal-positive (N+) oder Hormonrezeptor-negative (HR-) Erkrankung) differenzierter erfolgen. Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat ist zugelassen für die post-neoadjuvante Behandlung von Patienten, die nach neoadjuvanter Therapie keine pathologische Komplettremission (non pCR) erreichen und somit eine ungünstigere Langzeitprognose haben [2].
Wie Prof. Dr. Marc Thill, Frankfurt/Main, die Daten der zulassungsrelevanten KATHERINE-Studie erläuterte, zeigte sich bei diesen Patienten eine signifikante Verbesserung der iDFS-Rate (primärer Studienendpunkt invasiv-krankheits-freies Überleben) unter der post-neoadjuvanten Behandlung mit Trastuzumab Emtansin im Vergleich zu Trastuzumab. Die iDFS-Rate konnte nach 3 Jahren (medianes Follow-up 41 Monate) von 77,0 % auf 88,3 % gesteigert werden.
Damit reduzierte sich das Rezidiv- bzw. Sterberisiko um die Hälfte (HR 0,50; 95-%-KI 0,39–0,64; p < 0,001). Die Reduktion erfolgte unabhängig vom Hormonrezeptor- und Nodal-Status der Patientinnen sowie unabhängig von der neoadjuvanten Therapie [8].
Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO Kommission Mamma) hat den post-neoadjuvanten Einsatz von Trastuzumab Emtansin bei Non-pCR-Patienten bereits vor der Zulassungserweiterung mit einem Plus (+) bewertet [9]. Trastuzumab Emtansin ist darüber hinaus seit 2013 für die Zweit-linienbehandlung des metastasierten HER2-positiven Mammakarzinoms zugelassen.
Bettina Baierl
Pressegespräch „Vielfalt wirkt: Antikörper-Wirkstoff-Konjugate verbessern die Prognose“ am 14.01.2020, veranstaltet von Roche Pharma AG.