Moderne Methoden zur Hochdurchsatzsequenzierung gestatten heute Identifizierung und Nachweis neuer molekularer Zielstrukturen, die die exakte Diagnosestellung und die Therapiewahl unterstützen können. Bekannte und neue relevante Genveränderungen in myeloischen Neoplasien lassen sich mit einem neuen Hybrid-Capture-basierten Assay nachweisen, der direkt im Labor des Anwenders durchgeführt werden kann und sich zum parallelen Nachweis von Punktmutationen, Insertionen/Deletionen und Translokationen auf der Basis einer einzigen DNA-Probe eignet.
Myeloische Leukämien, myelodysplastische Syndrome und myeloproliferative Neoplasien unterscheiden sich in Symptomatik, Prognose und Therapieplanung deutlich, und für eine optimale Behandlung der Patienten ist die möglichst exakte Klassifizierung des jeweiligen Subtyps essenziell [1]. Das gelingt mit dem Nachweis neuer genetischer Veränderungen, die in den letzten Jahren entdeckt wurden und bereits Eingang in die aktuelle WHO-Klassifikation gefunden haben. Molekulare Analysen ergänzen dadurch zunehmend die morphologischen und zytogenetischen Untersuchungen [1, 2, 3]. Je mehr man über die molekularen Grundlagen der myeloischen Erkrankungen weiß, desto besser und zielgerichteter kann man die Patienten versorgen, so Prof. Clemens Wendtner, München.
Um mit dem ständig zunehmenden Wissen um die molekularen Besonderheiten myeloischer Neoplasien Schritt halten und die Therapieansätze weiterentwickeln zu können, ist die klinische Forschung auf rationelle und effiziente Methoden angewiesen, die auf Next-Generation-Sequencing-Ansätzen wie dem Hybrid-Capture-Verfahren basieren. Damit lassen sich im Gegensatz zur klassischen Sanger-Sequenzierung zahlreiche relevante Genombereiche parallel und daher innerhalb kürzester Zeit mit sehr hoher Sensitivität analysieren. Genveränderungen können so auch in frühen Stadien einer Neoplasie detektiert werden, um diese von nicht-malignen Geschehnissen unterscheiden zu können. Auch zur Identifikation genetischer Resistenzmarker sind solch sensitive Methoden erforderlich.
Der Hybrid-Capture-basierte Assay NEOmyeloid RUO erlaubt den Nachweis von Punktmutationen, Insertionen und Deletionen sowie Translokationen bei AML, MPN und MDS auf Basis der DNA, die aus typischem hämato-onkologischem Probenmaterial wie peripherem Venenblut, Knochenmarkblut und Beckenkammtrepanat gewonnen werden kann. Dabei ist die Detektion häufiger wie auch seltener Varianten, wie z. B. atypischer BCR-ABL-Fusionen, möglich, die in der FISH-Analyse nicht leicht detektierbar sind, so Dr. Markus Tiemann, Pathologe am Institut für Hämatopathologie Hamburg.
Josef Gulden