20 Jahre Bestehen von Cellzome, zehn Jahre seit der Übernahme durch GSK und fünf Jahre seit der Vereinbarung einer neuen strategischen Zusammenarbeit zwischen GSK und EMBL – in Heidelberg kamen mehrere Anlässe zum Feiern zusammen. Gitte Neubauer, promovierte Biochemikerin und heutige Geschäftsführerin von Cellzome, gründete im Jahr 2000 mit anderen EMBL-Mitarbeitenden das Biotech-Unternehmen, das sich vor allem im Kampf gegen Krebs und verschiedene Autoimmunerkrankungen engagiert. Im September 2008 gingen Cellzome und GSK eine weltweite strategische Allianz ein, in der es unter anderem um die firmeneigene Kinobeads™-Technologie ging, die zur Identifizierung und Entwicklung auf Kinasen abzielender Therapeutika zur Behandlung von Entzündungskrankheiten dient. Vier Jahre später gliederte GSK die er-folgreiche Wissenschaftsfirma als 100%ige Tochtergesellschaft in sein Unternehmensnetzwerk ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte es Cellzome immerhin schon zu einer Titelgeschichte in Nature gebracht: „Fishing around for proteins“.
Auch heute gebraucht Gitte Neubauer noch gerne das Bild vom Angeln in der Proteinsuppe, bis der richtige Fisch gefangen ist. Ihr Instrument hierfür sind die sogenannten Omics-Technologien. Omics steht für alle molekularbiologischen Methoden, die dieses Wortteil enthalten: von Genomik, Transkriptomik und Proteomik bis zu Metabolomik, also der Erforschung aller Stoffwechseleigenschaften einer Zelle bzw. eines Gewebes oder eines Organismus in ihrer Gesamtheit. Die Wissenschaftler:innen vollziehen zum Beispiel detailliert nach, welche Gene zu welchem Zeitpunkt während eines Krankheitsverlaufs an- und abgeschaltet werden und welche Auswirkungen dies auf Proteine und ihre Funktion sowie die verschiedenen Stoffwechselprodukte hat.
Mit diesem holistischen Ansatz entwickeln die Wissenschaftler von Cellzome für unterschiedliche Erkrankungen präzisere Wirkstoffe und verringern das Risiko für Neben- und Wechselwirkungen. Aktuell wird untersucht, welche molekularen Eigenschaften ein Tumor in seiner Mikroumgebung haben muss, damit das erkrankte Gewebe auf ein Medikament anspricht und ein:e Patient:in von einer Behandlung profitiert. Unterstützt werden die modernen molekularbiologischen Methoden von maschinellem Lernen und allgemein Künstlicher Intelligenz.
Die Cellzome-Ausgründung und die Kooperation mit GSK wurden begleitet durch die EMBL Enterprise Technology Transfer GmbH (EMBLEM), exklusiver Technologietransferpartner und 100%ige Tochter des EMBL. EMBLEM identifiziert, schützt und kommerzialisiert vielversprechende Forschungsergebnisse des EMBL und zielt auf den Transfer innovativer Technologien aus der Grundlagenforschung hin zur industriellen Verwertung.
Elke Reinecke