Prof. Geoffrey Liu, Toronto, Kanada, und Prof. Petros Christopoulos, Heidelberg, machten klar, dass sie Lorlatinib (Lorviqua®) derzeit für die effektivste Substanz zur Erstlinienbehandlung des ALK+ NSCLC halten. Mithilfe des Drittgenerations-ALK-Inhibitors sei das Risiko für eine Progression oder den Tod gegenüber dem Erstgenerations-Tyrosinkinasehemmer Crizotinib in der Zulassungsstudie CROWN um 73 % reduziert worden (Hazard Ratio [HR] 0,27), mit einer 3-Jahres-Rate für das progressionsfreie Überleben (PFS) von 64 versus 19 % [1]. Damit sei die Reduktion des Progressionsrisikos unter Lorlatinib versus Crizotinib in der CROWN-Studie deutlich ausgeprägter gewesen als in entsprechenden Zulassungsstudien für Zweitgenerations-ALK-Inhibitoren (Alectinib: HR 0,47 [2]; Brigatinib: HR 0,48 [3]).
Mit jeder neuen Generation an ALK-TKI beobachte man neben einer zunehmenden Wirksamkeit gegen ALK auch „eine bessere Penetration der Blut-Hirn-Schranke und eine breitere Abdeckung sekundärer ALK-Mutationen“, erklärte Christopoulos. Dies seien relevante Gründe, Lorlatinib als bevorzugte Option in der Erstlinientherapie beim ALK+ NSCLC einzusetzen, ergänzte Liu. Beide Experten betonten insbesondere die ausgezeichnete intrakranielle Wirksamkeit der Substanz. 99 % der Erkrankten, die zu Beginn der Lorlatinib-Behandlung keine Hirnmetastasen hatten, waren in der CROWN-Studie auch nach drei Jahren ohne einen intrakraniellen Progress [1].
Mögliche Nebenwirkungen wie Hypercholesterinämie und/oder -triglyceridämie, Ödeme, Zunahme des Körpergewichts, periphere Neuropathie, kognitive Effekte und Diarrhö seien durch Therapieunterbrechungen beziehungsweise Dosismodifikationen gut handhabbar und hätten Studienergebnissen zufolge keine negativen Effekte auf die Lebensqualität [4].
Dr. Claudia Schöllmann