Das Paradebeispiel für die Effektivität der Immuntherapie bei GI-Tumoren war zuletzt die Wirkung beim kolorektalen Karzinom (CRC). Patient:innen mit einer defekten Mismatch-Reparatur (dMMR) und einer hochgradigen Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H) profitieren von einer Monotherapie mit Pembrolizumab (Keytruda®) – es sei ein Gamechanger, wie Prof. Dirk Arnold, Hamburg, und Prof. Heiner Wedemeyer, Hannover, berichteten. Die Effektivität sei in der Erstlinie hoch. Mit der Immuntherapie könnten die Überlebenswahrscheinlichkeit verbessert und das progressionsfreie Überleben signifikant verlängert werden.
Beim Magenkarzinom war bislang jedwede Fluoropyrimidin-Platin-Kombination Standard. Hier bringe die Hinzunahme der Immuntherapie inzwischen auch bedeutsame Vorteile, so Arnold. Die Überlebenswahrscheinlichkeit könne um 27 % verlängert werden, sagte er. Beim Ösophaguskarzinom verbessere die Immuntherapie die objektive Ansprechrate. Das sei gerade bei Patient:innen mit Dysphagie relevant. Von der Immuntherapie profitierten Patient:innen mit Plattenepithelkarzinom in besonderem Maße. Sie seien von Komorbiditäten gezeichnet und könnten keine Chemotherapie erhalten.
Auch beim hepatozellulären Karzinom hätten die Kombination aus Atezolizumab und Bevacizumab oder eine reine Immuntherapie mit Nivolumab und Ipilimumab ihren Platz gefunden und seien neben den Tyrosinkinase-Inhibitoren effektiv. Signale gäbe es auch aus Studien mit Pembrolizumab, so Wedemeyer. Es sei bei diesem Tumor weiterhin viel in Bewegung, meinte er.
Die größte Wendung hat wohl die Therapie des cholangiozellulären Karzinoms genommen. Für den Gallengangkrebs standen bislang nur Gemcitabin und Cisplatin zur Verfügung. Die Studie KEYNOTE-966 [1] lasse ein neues Zeitalter mit Pembrolizumab starten, prophezeite Wedemeyer. Die Entwicklung sei mit der des nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms vergleichbar, schätzte er ein.
Die Immuntherapien bringen viele neue Aspekte in das Patientengespräch: Der Mechanismus der Immuntherapie werde gut verstanden. Außerdem seien die Therapien verträglich, was zu einer guten Compliance führe. Selbst Patient:innen, die eine Immunchemotherapie erhalten sollen, würden sich für die Wirksamkeitsverstärkung durch die Immuntherapie begeistern lassen, so die beiden Experten. Ohne falsche Hoffnungen wecken zu wollen, gäbe es einige Patient:innen, die dauerhaft von der Immuntherapie profitierten, freuten sie sich. Allerdings betonten Wedemeyer und Arnold, dass die Immuntherapie lediglich ein Baustein einer Tumortherapie sei. Es gäbe noch viel zu verstehen.
Dr. Corinna Kolac