Nachdem im Mai 2023 mit dem Kongress der Arbeitsgemeinschaft Supportive Maßnahmen in der Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft (AGSMO) und der 13. Akademie Knochen und Krebs (AKUK) gleich zwei Fachveranstaltungen stattfanden, bei denen Osteoprotektionsthemen prominent behandelt wurden, fassten Prof. Ingo Diel, Mannheim, und Prof. Dorothea Weckermann, Augsburg, die wichtigsten Erkenntnisse bei einer virtuellen Fachpressekonferenz zusammen.
Dabei wurde deutlich, dass die Osteoprotektion bei soliden, ossär metastasierten Tumoren und beim Multiplen Myelom einen unerlässlichen Baustein im Therapieplan darstellt. Denn mit ihrer Hilfe könnte SRE mit all ihren negativen Konsequenzen wie Schmerz, pathologischen Frakturen, aber auch erhöhter Mortalität bestmöglich vorgebeugt werden [1]. Aus diesen Gründen sei eine konsequente und leitliniengerechte osteoprotektive Therapie [2, 3], etwa mit Denosumab (XGEVA®), dringend geboten, so die Expert:innen übereinstimmend.
Diel erinnerte daran, dass die relative Inzidenz von Knochenmetastasen beim fortgeschrittenen Mammakarzinom (65–75 %) und beim Prostatakarzinom (65–90 %) am höchsten sei. Zudem würden SRE bei den beiden Entitäten sehr früh im Krankheitsverlauf auftreten, und sie beeinträchtigten die Lebensqualität der Betroffenen damit über eine lange Zeitspanne. „Das heißt, dass man schon recht früh mit Komplikationen rechnen muss“, sagte Diel. Entsprechend frühzeitig müsse man mit einer osteoprotektiven systemischen Therapie anfangen, am besten ab der ersten diagnostizierten ossären Metastase.
Hinsichtlich der Verzögerung von SRE sei Denosumab dem ebenfalls osteoprotektiv wirksamen Bisphosphonat Zoledronsäure überlegen und verschiebe die Zeit bis zum ersten SRE um weitere 8,2 Monate (Denosumab vs. Zoledronsäure: 27,6 vs. 19,4 Monate) [1].
Weckermann ergänzte, dass alle onkologischen Patient:innen zur regelmäßigen sportlichen Aktivität ermutigt werden sollten, da dies zur Steigerung der Knochenmineraldichte beitragen könne. Dies gelte in besonderem Maße für Männer mit Prostatakarzinom unter einer Androgendeprivationstherapie (ADT), da es hier häufig zu starken Knochenmasseverlusten komme.
Dr. Claudia Schöllmann