Basierend auf den Daten der Phase-II-Studie EMPOWER-CSCC-1 und bestätigenden Analysen, die auf dem ESMO 2022 präsentiert worden sind [1, 2], ist Cemiplimab (350 mg i.v. q3w) beim laCSCC und mCSCC zugelassen, wenn keine kurative Operation oder Bestrahlung möglich ist. In dieser Situation werde der Checkpoint-Inhibitor ebenso in der CSCC-Leitlinie der European Association of Dermato-Oncology (EADO) [3] empfohlen, berichtete Prof. Hauschild, Kiel, auf dem 19th EADO Congress. Darüber hinaus ist Cemiplimab für die Behandlung des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Basalzellkarzinoms (BCC) zugelassen, wenn die Erstlinientherapie mit einem Hedgehog-Signalweg-Inhibitor nicht vertragen wurde oder die Erkrankung weiter fortschreitet.
Erste vielversprechende Daten unter neoadjuvanter Therapie
In den Analysen der Zulassungsstudie lag die Gesamtansprechrate (ORR) der Cemiplimab-Therapie laut Hauschild im Median bei circa 50 % [1, 2]. Weitere Vorteile erhofft er sich nun von der neoadjuvanten oder adjuvanten Therapie mit dem PD-1-Antikörper. In einer multizentrischen Phase-II-Studie von Hauschild und Kolleg:innen erhielten 79 Patient:innen mit CSCC der Stadien II–IV neoadjuvant vier Zyklen Cemiplimab. Nach Meinung von Hauschild zeigte sich ein ungewöhnlich gutes Ergebnis: Im primären Endpunkt erreichten 40 Teilnehmende eine pathologische Komplettremission (pCR 51 %; 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 39–62) und zehn eine „major pathological response“ (MPR 13 %; 95 %-KI 6–22). Das bedeute, dass weniger als 10 % lebensfähige Tumorzellen zu finden gewesen seien, sagte er. Zusammengerechnet ergab sich demnach eine pathologisch bestätigte Ansprechrate von 64 %.
Neben Bildgebung pCR/MPR bestimmen
Die durch Bildgebung (Lymphknotensonografie nach RECIST 1.1) festgestellte Gesamtansprechrate (ORR) betrug 68 % (95 %-KI 57–78), wobei 6 % Komplettremissionen und 62 % partielle Remissionen gewesen seien. Der wahre Therapieerfolg werde unterschätzt, wenn nur die lokale Bildgebung genutzt werde, um das Ansprechen auf eine Immuntherapie zu bestimmen. Denn die meisten der partiellen Remissionen seien bestätigte Komplettremissionen (radiologisches partielles Ansprechen n = 44; pathologisches komplettes Ansprechen [pCR/MPR] n = 38), erläuterte Hauschild. Sogar in der Gruppe mit einer stabilisierten Erkrankung (radiologisches SD n = 16) sei bei der Hälfte der Patient:innen (n = 7) ein pCR/MPR identifiziert worden. Das sei eine sehr gute Erkenntnis und zeige den Wert der neuen adjuvanten Behandlung, auch wenn diese bisher noch nicht zugelassen sei, freute er sich. Es hatten sich keine neuen Sicherheitssignale ergeben, und 18 % der Patient:innen erlitten Nebenwirkungen vom Grad ≥ 3.
Die Phase-III-Studie C-Post soll bereits operierte und postoperativ bestrahlte CSCC-Patient:innen mit Hochrisikocharakteristika einschließen, die dann adjuvant randomisiert für ein Jahr Cemiplimab oder Placebo erhalten werden [5]. Als primärer Endpunkt wurde das krankheitsfreie Überleben festgelegt. Zwei Drittel der benötigten Patient:innen seien schon randomisiert worden, so Hauschild. Es handele sich um eine sehr wichtige klinische Studie. Deshalb forderte er dazu auf, für die Studie passende Patient:innen an die Studienzentren zu verweisen. Denn bisher gebe es noch keine Standardtherapie für diese Erkrankten.
Intraläsionale Therapie neuer Ansatz
Ein neuer Ansatz ist zudem die intraläsionale Gabe von Cemiplimab bei 17 Patient:innen mit einem wiederkehrenden operablen CSCC, der in einer Dosisfindungsstudie der klinischen Phase I (NCT03889912) geprüft wird [6]. Es ergab sich eine pCR von 76,5 %, was Hauschild als faszinierend interpretierte. Es habe keine dosislimitierenden Toxizitäten und keine therapiebedingten Todesfälle gegeben; lediglich zwei Betroffene hatten die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen abgebrochen. „Ein aufregender neuer Schritt zu einer neuen Art der Applikation von Cemiplimab“, kommentierte der Dermatologe und empfahl die weitere Erforschung der intraläsionalen Immuntherapie.
Sabrina Kempe