Häufig wird bereits in der Erstlinientherapie des Multiplen Myeloms Lenalidomid eingesetzt. Allerdings verringern sich mit jeder weiteren Behandlungslinie sowohl die Dauer als auch die Länge des Ansprechens. Zudem treten Resistenzen und Refraktärität gegenüber dem Immunmodulator auf, so Prof. Christof Scheid, Köln. Der Bedarf für eine Lenalidomid-freie Therapieoption nimmt daher zu. Mit der Zulassung von KdD56 durch die Europäische Kommission steht die Kombination nun für Patienten mit Multiplem Myelom (MM) zur Verfügung, die mindestens eine Vortherapie erhalten haben. Wie Dr. Deniz Gezer, Aachen, anhand der beim ASH-Kongress 2020 präsentierten Daten der CANDOR-Studie aufzeigte, führte KdD56 im Vergleich zur Therapie mit Carfilzomib (Kyprolis®) und Dexamethason allein (Kd56) mit 28,6 vs. 15,2 Monaten fast zu einer Verdopplung des progressionsfreien Überlebens (PFS).
Auch Subgruppen profitieren
Dieser PFS-Vorteil wurde über viele Subgruppen hinweg konsistent beobachtet, berichtete Prof. Monika Engelhardt, Freiburg. Den Daten einer Post-hoc-Analyse zufolge sind die guten Ergebnisse unabhängig davon, ob es sich um ein frühes oder spätes Rezidiv handelt. Der Therapieerfolg wurde auch nicht dadurch beeinflusst, ob eine autologe Stammzelltransplantation vorausgegangen war oder Patienten vor ihrem Rezidiv eine, zwei oder mehr Therapielinien erhalten hatten.
Außerdem profitierten die in die Studie eingeschlossenen, schwer zu behandelnden Patientengruppen – Lenalidomid-Vorbehandelte (39 %) und Lenalidomid-Refraktäre (32 %) – von KdD56: In der Gruppe der Lenalidomid-vorbehandelten Patienten war das Risiko, eine Krankheitsprogression zu erleiden oder zu versterben, unter KdD56 vs. Kd56 um 47 % reduziert, bei den Lenalidomid-refraktären Patienten um 53 % [1].
Die beim ASH vorgestellte Post-hoc-Analyse untermauerte diese Ergebnisse mit einem medianen PFS von 28,1 Monaten unter KdD56 vs. 11,1 Monaten unter Kd56 für Lenalidomid-refraktäre (56 % geringeres Progressions- bzw. Sterberisiko) bzw. mit einem medianen PFS von 25,9 vs. 11,1 Monaten für Lenalidomid-vorbehandelte Patienten (51 % geringeres Progressions- bzw. Sterberisiko) [2].
Zudem erreichten KdD56-therapierte Patienten eine verbesserte Gesamtansprechrate (ORR) und ein tieferes Ansprechen. Die ORR betrug 84 % unter KdD56 vs. 75 % unter Kd56 mit 29 % vs. 10 % kompletten (CR) und 40 % vs. 39 % sehr guten partiellen Remissionen (VGPR). Bei 13 % der Patienten mit CR im KdD56-Arm konnte keine minimale Resterkrankung (MRD) nachgewiesen werden, in der Kd56-Gruppe war dies lediglich bei 1 % der Fall. Das mediane Gesamtüberleben (OS) war in beiden Armen noch nicht erreicht.
Das Sicherheitsprofil von KdD56 unterschied sich nicht von dem zu erwartenden Profil der jeweiligen Einzelsubstanzen. Im KdD56-Arm wurde mit 82 % vs. 74 % eine etwas höhere Rate an Nebenwirkungen ≥ Grad 3 und an schweren Nebenwirkungen (56 % vs. 46 %) dokumentiert. Die Inzidenz unerwünschter Ereignisse, die zu einem Abbruch oder einer Dosisreduktion der Behandlung führten, war jedoch mit 22 % vs. 25 % in beiden Therapiearmen vergleichbar [1].
Laut Dr. Deniz Gezer macht die Hinzunahme von monoklonalen Antikörpern eine Triplett-Therapie mit dem synergistischen Wirkmechanismus aus Proteasom-Inhibitor und Antikörper-therapie auch für nicht fitte Patienten möglich und attraktiv.
Sabine M. Rüdesheim