Wie Wendtner berichtete, hat sich die Kombination aus dem BCL-2-Inhibitor Venetoclax und dem Anti-CD20-Antikörper Obinutuzumab in der CLL14-Studie als wirksame Erstlinientherapie-option für unfitte Patienten erwiesen; die chemotherapiefreie Kombination war der Chemoimmuntherapie aus Chlorambucil plus Obinutuzumab überlegen [1]. Dies führte im März 2020 zur Zulassung der Venetoclax-Kombination.
Beim ASH 2020 wurden nun neue Daten hinsichtlich der messbaren Resterkrankung (MRD) unter der zielgerichteten Kombinationstherapie vorgestellt [2]. Die Langzeitdaten der CLL14-Studie zeigen eine hohe MRD-Negativitätsrate unter Venetoclax plus Obinutuzumab, die teilweise bis zu 2 Jahre nach Therapieende anhielt. Gleichzeitig wurde unter der Kombination eine geringere Wachstumsrate der malignen Zellklone dokumentiert. Die tiefe Remission spiegelte sich auch im progressionsfreien Überleben (PFS) im Langzeitverlauf wider: Das 4-Jahres-PFS betrug 74 % unter Venetoclax plus Obinutuzumab im Vergleich zu 35 % unter der Chemoimmuntherapie.
Eine Messung des Therapieerfolgs mittels MRD-Bestimmung erfolgte auch in der Phase-II-Studie CAPTIVATE, die die Kombination aus dem Bruton-
Tyrosinkinase-Inhibitor (BTKi) Ibrutinib plus Venetoclax in der Erstlinie untersuchte [3].
Eingeschlossen waren therapienaive Patienten unter 70 Jahren, die > 12 Monate oder nach > 12-monatiger initialer Therapie mit Ibrutinib und Venetoclax MRD-abhängig randomisiert wurden. Bei MRD-Negativität erhielten die Patienten Ibrutinib oder Placebo, bei MRD-Positivität Ibrutinib oder die Kombina-tion Ibrutinib plus Venetoclax. Beim ASH präsentierte erste Daten der MRD-negativen Kohorte war kein Unterschied im krankheitsfreien 1-Jahres-Überleben zwischen Ibrutinib und Placebo beobachtet worden. „Dies suggeriert, dass bereits der initiale Zyklus aus Ibrutinib plus Venetoclax ausreichte, um eine anhaltende Remission zu erreichen“, so Wendtner.
Neue Optionen für die Rezidivtherapie
Auch für CLL-Patienten in der Rezidivsituation gab es beim ASH 2020 neue Erkenntnisse. Als vielversprechend erweisen sich etwa nicht-kovalent-bindende BTKi wie LOXO-305, die möglicherweise auch bei Resistenzmutationen der Bruton-Tyrosinkinase wirksam sind [4]. Ein weiterer Höhepunkt vom ASH 2020 war ein Update der MURANO-Studie, die nach fünfjähriger Laufzeit nun Langzeitdaten zur Therapie mit Venetoclax und Rituximab (VenR) gegenüber der Chemoimmuntherapie Bendamustin plus Rituximab (BR) bei Patienten mit rezidivierter oder refraktärer (r/r) CLL präsentierte [5]. Die Langzeitdaten zeigen ein überlegenes progressionsfreies Überleben (PFS; 53,6 vs. 17,0 Monate; HR 0,19; p < 0,0001) und 5-Jahres-Gesamtüberleben (82,1 % vs. 62,2 %; HR 0,40; p < 0,0001) nach 2-jähriger VenR-Therapie vs. BR nach einem medianen Follow-up von 59 Monaten.