Wichtige Daten zu der strukturell differenzierten CAR-T-Zell-Therapie mit Ciltacabtagen Autoleucel (Cilta-cel) beim mehrfach vorbehandelten r/r Myelom waren bereits beim ASH 2019 vorgestellt worden. Die Daten der Phase-Ib/II-Studie CARTITUDE-1 hatten gezeigt, dass mit Cilta-cel ein frühes und tiefes Ansprechen bei handhabbarem Sicherheitsprofil erreicht werden kann [1]. Seinerzeit waren nach einem medianen Follow-up von 6 Monaten bei einer ORR von 100 % rund 70 % komplette Remissionen (CR) dokumentiert worden, die im Median bereits nach einem Monat eintraten. Alle Patienten, die auf MRD überprüft wurden, waren MRD-negativ, und 27 der 29 Patienten waren noch ohne Progression [1].
Cilta-cel: medianes PFS noch nicht erreicht
Diese beeindruckenden Daten konnten beim ASH 2020 bestätigt werden. Wie Prof. Hermann Einsele, Würzburg, berichtete, war auch nach einer Nachbeobachtungszeit von 12 Monaten das mediane progressionsfreie Überleben (mPFS) unter der Therapie mit Cilta-cel noch nicht erreicht. Die 12-Monats-PFS-Rate betrug 76,6 % und die 12-Monats-OS-Rate 88,5 % [2]. Patienten, die unter der Behandlung eine stringente komplette Remission (sCR) erreichten, wiesen sogar eine 12-Monats-PFS-Rate von 84,3 % auf, während diese bei Patienten mit sehr guter partieller Remission (VGPR) immer noch bei 66,0 % lag. Einsele verwies auch auf die „überschaubare Toxizität“ von Cilta-cel und die hohen Ansprechraten, die mit der CAR-T-Zell-Therapie erreicht wurden. „Praktisch 100 % der vorbehandelten Patienten haben angesprochen“, so der Würzburger Hämatologe.
Vielversprechende Daten mit Teclistamab
Mit Teclistamab zeigte auch ein gegen CD3 und BCMA gerichteter BiTE vielversprechende Wirksamkeit in der Therapie des Myelom-Rezidivs, erklärte Einsele. Nachdem im Vorfeld bereits erfolgversprechende Daten einer Phase-I-Studie zu Teclistamab publiziert worden waren [3], wurden auf dem ASH-Kongress neue Ergebnisse dieser Studie zur subkutanen Formulierung von Teclistamab [4] präsentiert. Wie Einsele betonte, waren die Ansprechraten der intravenösen und der subkutanen Formulierung bei den stark vorbehandelten Patienten mit im Median sechs Therapielinien vergleichbar (67 % bzw. 73 %), bei einer Gesamtansprech-rate von 63,8 %. Beide Formulierungen waren auch ähnlich gut verträglich. Zytokinfreisetzungssyndrome (CRS) traten bei 55 % der Patienten unter intravenöser und bei 50 % unter subkutaner Applikation auf und waren ausschließlich leichtgradig. „Die Substanz ist wirklich gut verträglich, auch bei älteren Patienten ab 70“, sagte Einsele. Es sind nun weitere Studien mit der subkutanen Formulierung geplant, die eine vereinfachte Anwendung für die Patienten verspricht und sich laut Einsele auch für die ambulante Anwendung eignet.
Erfolge auch mit Zielstrukturen jenseits von BCMA
Talquetamab ist ein BiTE, der nicht BCMA, sondern das Protein GPRC5D auf Myelomzellen als Zielstruktur verwendet. Solche neuen Targets sind laut Einsele für zukünftige Therapiestrategien von großer Bedeutung, da nicht alle Myelomzellen BCMA in relevanter Menge auf ihrer Oberfläche tragen bzw. dieses Antigen im Laufe der Behandlung auch verlorengehen kann. Phase-I-Daten zu Talqueta-mab, die beim ASH 2020 vorgestellt wur-den, zeigen ein schnelles und anhaltendes Ansprechen unter der Substanz, mit einer vielversprechenden ORR zwischen 67 % und 78 % bei gut handhab-barem Sicherheitsprofil [5]. Laut Einsele ist es prinzipiell denkbar, BCMA- und GPRC5D-gerichtete Therapiestrategien beim r/r Multiplen Myelom in Zukunft sequentiell oder kombiniert einzusetzen. Im letzteren Fall sei aber erhöhte Toxizität erwartbar, die beachtet werden müsse.
Claudia Schöllmann