In die randomisierte Phase-III-Studie ADAURA waren Patienten mit primä-rem nicht-plattenepithelialem NSCLC (IB (high risk)-IIIA) und aktivierender EGFR-Mutation (Exon19del oder L858R) nach kompletter Tumorresektion plus/minus adjuvanter Platinhaltiger Chemotherapie randomisiert und adjuvant mit Osimertinib (Tagrisso®) versus Placebo behandelt worden. Die Ergebnisse der nicht geplanten Zwischenauswertung sorgten wegen der hochsignifikanten Risikoreduktion (HR 0,20; p < 0,0001) [1] im Osimertinib-Arm dafür, dass ein unabhängiges Expertengremium die Entblindung der Studie empfahl. Im Dezember 2020 folgte in den USA die adjuvante Zulassung von Osimertinib für besagte Patienten mit EGFR-mutiertem (EGFR-mt) NSCLC. In der EU ist Osimertinib derzeit für die Erst- und Zweitlinientherapie des lokal fortgeschrittenen bzw. metastasierten EGFR-mt NSCLC zugelassen.
DFS-Vorteil unabhängig von adjuvanter Chemotherapie
Die aktuelle explorative Auswertung, die auf der virtuellen World Conference on Lung Cancer (WCLC) 2020 von Prof. Yilong Wu, Guangzhou, China, vorge-stellt wurde, bestätigt die Vorteile von Osimertinib beim krankheitsfreien Überleben (DFS), dem primären Studienendpunkt – unabhängig davon, ob die Patienten vorher eine adjuvante Platin-basierte Chemotherapie (max. 4 Zyklen) erhalten hatten oder nicht. Dies, so Wu weiter, zeigte sich unabhängig vom Krankheitsstadium der Patienten (IB (high risk), II–IIIA).
Im Osimertinib-Arm war das mediane DFS – anders als im Kontrollarm – we-der bei den Patienten mit noch bei denen ohne adjuvante Chemotherapie erreicht. Im Kontrollarm betrug das mediane DFS 22,1 Monate (HR 0,16) bzw. 33,1 Monate (HR 0,23) für die Patienten mit bzw. ohne adjuvante Chemotherapie. Nach 24 Monaten waren im Osimertinib-Arm – unabhängig davon, ob die Patienten vorher eine adjuvante Chemotherapie erhalten hatten – noch 89 % der Patienten krankheitsfrei. Im Kontrollarm waren es im Vergleich dazu noch 49 % der Patienten mit und 58 % ohne adjuvante Chemotherapie [2].
Insgesamt, so Wu, hatten 60 % der Patienten eine adjuvante Chemotherapie erhalten. Ob eine adjuvante Chemotherapie eingesetzt wurde oder nicht, lag dabei im Ermessen des behandelnden Arztes.
Asiatische Patienten erhielten häufiger eine Chemotherapie als solche in nicht-asiatischen Ländern (65 % vs. 53 %). Mehrheitlich handelte es sich um Patienten im Stadium II/IIIA (76 %) sowie um jüngere Patienten unter 70 Jahren (66 %). Der Allgemeinzustand (WHO PS 0/1) spielte bei der adjuvanten Chemotherapie-Entscheidung keine Rolle.
HRQoL bleibt unter Osimertinib erhalten
Die klinischen Vorteile durch Osimertinib gingen nicht zu Lasten der ge-sundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL) [3], erläuterte Prof. Margarita Majem, Barcelona, Spanien. Die HRQoL war ein sekundärer Studienendpunkt und wurde mit dem SF(short form)-36 Fragebogen erfasst. Der nicht tumor-spezifische Patienten-Fragebogen war ausgewählt worden, da es sich um tumorfrei resezierte Patienten handelte.
In der SF-36-Auswertung wurde zusätzlich zu den gesundheitsbezogenen Faktoren anhand des PCS (Physical Component Summary) bzw. MCS (Mental Component Summary) auch die körperliche und mentale Verfassung der Patienten evaluiert.
Majem hob die hohe Compliance der Patienten bei der HRQoL-Analyse her-vor, die nie unter 85 % sank. Zwischen dem Kontrollarm und dem Osimertinib-Arm zeigten sich zu keinem Zeitpunkt – letzte Auswertung nach 96 Wochen – signifikante Unterschiede. Bei über 80 % der Patienten beider Studienarme trat keine klinisch relevante Verschlechterung des PCS bzw. MCS auf. Kam es zu einer Verschlechterung, zeigten sich keine relevanten Unterschiede zwischen den Armen (PCS: HR 1,17; MCS: HR 0,98).
Birgit-Kristin Pohlmann