Vor rund 3 Jahren kam mit Lenvatinib (LEN) ein Erstlinien-Medikament hinzu, das sich gegenüber SOR hinsichtlich des OS als nicht unterlegen erwies [1]. Ein erheblicher Fortschritt wurde erst wieder durch eine neue Therapie-Strategie möglich, nämlich die Kombination des PD-L1-I Atezolizumab (Tecentriq®) mit dem VEGF-I Bevacizumab (Avastin®). Wörns betonte die synergistischen Effekte beider Wirkmechanismen: Während der Antikörper Bevacizumab die VEGF-bedingte Immunsuppression inhibiert, unterstützt Atezolizumab die T-Zell-Aktivierung und stellt die Anti-Tumor-Immunität des Organismus wieder her.
In der IMbrave150-Studie wurde die Kombination gegen den Standard SOR getestet. Dabei reduzierte sich das Mortalitätsrisiko signifikant um 42 %. SOR erreichte ein medianes OS von 13,2 Monaten, bei der Kombination war es noch nicht erreicht. Das mediane PFS betrug 6,8 Monate für die Kombination gegenüber 4,3 Monaten unter SOR (p < 0,001). Auch beim Erhalt der Lebensqualität war die neue Kombination überlegen [2].
Bezüglich der Nebenwirkungen waren diese im SOR-Kollektiv erheblich stärker hinsichtlich Diarrhö und Hand-Fuß-Syndrom (das unter der Kombination praktisch nicht vorkam). Bluthochdruck sah man in beiden Kohorten ungefähr gleich häufig. Bei der Kombination imponierten vor allem Pyrexie, ALT-Erhöhung und Proteinurie sowie Infusions-Irritationen [3]. Ferner wurden unter der Kombination mehr Blutungs-Ereignisse dokumentiert [4]; deshalb empfiehlt Wörns bei diesem Regime Gastroskopien und das Management potentieller Varizen.
Wörns sieht die Kombination nach der – noch zu erwartenden – EU-Zulassung als neuen Standard in der Erstlinie. Voraussetzung dafür seien allerdings ein guter Allgemeinzustand der Patienten (ECOG-Performance Status 0 oder 1) und ein Child-Pugh Stadium A.
Raimund Freye