Bei Patient:innen mit malignen hämatologischen oder mit onkologischen Erkrankungen unter immunsuppressiver Therapie oder Immunchemotherapie ist nach aktiver Immunisierung mit den verfügbaren COVID-19-Vakzinen ein ungenügendes Ansprechen zu erwarten. Gleichzeitig haben sie ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf [1]. Besonders gefährdet sind Patient:innen mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL). Ein Drittel von ihnen hat nach einer Impfung kein Antikörperansprechen [2]. Nach einer SARS-CoV-2-Infektion müssen vier von fünf CLL-Erkrankten hospitalisiert werden; 28 % dieser Patient:innen versterben an COVID-19 und den Komplikationen [3].
Durch eine Präexpositionsprophylaxe mit der Kombination der beiden SARS-CoV-2 neutralisierenden monoklonalen Antikörper Tixagevimab und Cilgavimab (Evusheld®) kann das Risiko für eine COVID-19-Erkrankung deutlich reduziert werden [4]. Gemäß der aktuellen S1-Leitlinie zur Präexpositionsprophylaxe kann die prophylaktische Gabe der monoklonalen Antikörper die COVID-19-Schutzimpfung zwar nicht ersetzen, aber bei hohem Risiko einen zusätzlichen Schutz vor schweren Verläufen bieten [1].
Tixagevimab/Cilgavimab ist seit März 2022 zugelassen zur Präexpositionsprophylaxe von COVID-19 bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren mit einem Gewicht von ≥ 40 kg [5]. Mittlerweile ist die Antikörperkombination erstattungsfähig und beziehbar [6]. Darüber hinaus ist Tixagevimab/Cilgavimab auch zur Therapie bei COVID-19 zugelassen [5] und wird von der DGHO bei aktiver Tumorerkrankung explizit empfohlen [7]. Nach den Ausführungen von Dr. Marek Widera, Frankfurt, deuten die Ergebnisse mehrerer In-vitro-Untersuchungen darauf hin, dass die beiden monoklonalen Antikörper in Kombination auch die aktuell zirkulierenden Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 wirksam neutralisieren können [8–10].
Die Ständige Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut empfiehlt die Gabe von Tixagevimab/Cilgavimab für immundefiziente Personen, bei denen auch nach mehrfacher Impfung mit den zugelassenen COVID-19-Vakzinen ein Ausbleiben einer schützenden Immunantwort zu erwarten ist, für Personen mit nachgewiesener fehlender Serokonversion nach Impfung und einem hohen Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf sowie für Personen mit Kontraindikationen gegen die Impfstoffe und Risikofaktoren für einen schweren Verlauf [11].
Abdol A. Ameri