Etwa 10 % der Betroffenen mit HER2-negativem Mammakarzinom haben eine BRCA1/2-Keimbahnmutation [2]. Sie sind in der Regel jünger, ihre Tumoren aggressiver, und die Betroffenen haben trotz Standardtherapien ein signifikant erhöhtes Rezidivrisiko, erklärte Prof. Elmar Stickeler, Aachen, bei der Pressekonferenz zur Zulassungserweiterung von Olaparib.
Erste zielgerichtete Therapie für die adjuvante Behandlung beim frühen HER2-negativen Mammakarzinom
Die Chancen auf ein längeres Gesamtüberleben lassen sich nun durch die erste spezifische, genetisch getriggerte Therapie des frühen Mammakarzinoms mit dem PARP-Inhibitor Olaparib signifikant verbessern. Das belegen die Ergebnisse der doppelblinden, placebokontrollierten, multizentrischen Phase-III-Studie OlympiA. Diese war laut Stickeler aufgelegt worden, nachdem Olaparib hohe Ansprechraten in Proof-of-Concept-Studien gezeigt hatte, und außerdem bei bislang vier BRCA-assoziierten Malignitäten, unter anderem dem metastasierten Mammakarzinom mit BRCA-Keimbahnmutation [3], zugelassen worden war. Zur Prüfung stand die bislang unerforschte Rolle von Olaparib als adjuvante Therapie beim frühen Mammakarzinom mit hohem Rezidivrisiko [1]. Eingeschlossen waren Patient:innen mit pathogener BRCA1- oder BRCA2-Keimbahnmutation, einem Mammakarzinom im Stadium II–III und HER2-Negativität (HR-positives oder triple-negatives Mammakarzinom). Sie mussten eine lokale Behandlung und ≥ sechs Zyklen mit neoadjuvanter oder adjuvanter Chemotherapie aus Anthrazyklinen und/oder Taxanen abgeschlossen haben, und sie erhielten jeweils ein Jahr randomisiert Olaparib 300 mg (n = 921) oder Placebo (n = 915) jeweils zweimal täglich. Patienti:nnen mit einem HR-positiven Mammakarzinom konnten begleitend eine endokrine Therapie bekommen.
Signifikante Verbesserung des Überlebens ohne invasive Erkrankung sowie des Gesamtüberlebens
Aufgedeckt wurde, dass Olaparib das krankheitsfreie Überleben ohne invasive Erkrankung (iDFS, primärer Endpunkt) statistisch signifikant verbesserte. Das Risiko für eine invasive Erkrankung oder Tod konnte innerhalb von drei Jahren um 42 % gegenüber Placebo reduziert werden (HR 0,58; 99,5%-KI 0,41–0,82; p < 0,0001) [1]. Unter Olaparib verbesserten sich zudem die sekundären Endpunkte fernrezidivfreies Überleben (dDFS, HR 0,57) und Gesamtüberleben signifikant und klinisch bedeutsam. So verringerte Olaparib das Sterberisiko versus Placebo innerhalb von vier Jahren um 32 %. Dabei war die Toxizität begrenzt und behandelbar. Positiv vermerkte Stickeler außerdem, dass die Therapie mit dem PARP-Inhibitor weder zu einer klinisch bedeutsamen Zunahme der Fatigue führte noch die Genesung nach einer (neo)adjuvanten Standardtherapie beeinträchtigte.
Erweiterung der Therapieoptionen
Die OlympiA-Studie hat eindrücklich gezeigt, dass die Therapiemöglichkeiten für Patient:innen mit gBRCA1/2m-positivem Brustkrebs und hohem Risiko mit Olaparib um eine wichtige Option erweitert werden, erklärte auch Prof. Marc Thill, Frankfurt am Main. Damit das Risiko bei allen Patient:innen abgeklärt und ihre Chancen auf eine zielgerichtete Behandlung mit Olaparib gewahrt werden, sollte nach einer Mammakarzinom-Diagnose so früh wie möglich eine BRCA1/2-Testung durchgeführt werden; darin waren sich beide Experten einig.
Ute Ayazpoor