Die Erstlinien-Standardtherapie des DLBCL besteht seit 20 Jahren aus R-CHOP (Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison); rund ein Drittel der Betroffenen erleidet jedoch ein Rezidiv. „Man sollte die Patient:innen möglichst in der Erstlinie heilen, um Rezidive zu vermeiden – das muss unser Ziel sein“, konstatierte Prof. Georg Lenz, Münster, und sagte weiter: „Bisher sind alle Versuche gescheitert, R-CHOP zu verbessern." Dass man nun mit dem Antikörper-Drug-Konjugat (ADC) Polatuzumab Vedotin (Polivy®) ein Stück weitergekommen sei, zeigten seiner Meinung nach die beim ASH 2021 präsentierten Daten der POLARIX-Studie [1]. In der Phase-III-Studie mit 879 Patient:innen mit unbehandeltem DLBCL reduzierte das bislang erst ab der Zweitlinie eingesetzte ADC in Kombination mit R-CHP (Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin und Prednison) gegenüber der Standardtherapie mit R-CHOP das Risiko für Progression oder Tod signifikant um 27 % (HR 0,73; p < 0,02). Nach 24 Monaten lebten 76,7 % der mit Polatuzumab Vedotin + R-CHP behandelten Patient:innen vs. 70,2 % im R-CHOP-Arm ohne Progress. Das Nebenwirkungsprofil der beiden Regime war vergleichbar. „Für bestimmte Subgruppen könnte die Kombination aus dem ADC und R-CHP neuer Standard werden“, resümierte Lenz.
r/r FL – hohe Aktivität der Mosunetuzumab-Monotherapie
FL-Patient:innen haben zum Großteil eine gute Prognose. „Aber für die 15–20 % mit frühem Rezidiv brauchen wir dringend neue Therapieansätze“, konstatierte Lenz. Standard ist eine anti-CD20-basierte Chemoimmuntherapie. Beim ASH 2021 vorgestellte Daten deuten nun an, dass der sich in Entwicklung befindliche bispezifische Antikörper Mosunetuzumab beim rezidivierten/refraktären (r/r) FL das Ansprechen klinisch relevant verbessern kann. Der Anti-CD20/CD3-Antikörper bindet an CD3 auf der T-Zelle und an CD20 auf der B-Zelle und bewirkt so eine T-Zell-vermittelte Eliminierung der malignen B-Zellen. In einer einarmigen Phase-Ib/II-Expansionsstudie mit intensiv vorbehandelten FL-Patient:innen erzielte Mosunetuzumab eine objektive Ansprechrate von 80 % mit 60 % kompletten Remissionen. Die mediane Dauer des Ansprechens betrug 22,8 Monate. Das Sicherheitsprofil war handhabbar. Um das Risiko für Zytokinfreisetzungssyndrome zu reduzieren, wurde der Antikörper im ersten Zyklus stufenweise aufdosiert. „In der Studie gab es keine obligatorische Hospitalisierung; die Therapie mit Mosunetuzumab war ambulant durchführbar“, ergänzte Lenz.
Mascha Pömmerl