In den Leitlinien/Empfehlungen der Kommission Mamma der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) wird die endokrin-basierte Therapie mit einem Aromatase-Inhibitor (AI) oder Fulvestrant in Kombination mit einem CDK4/6-Inhibitor wie Abemaciclib (Verzenios®) bei Patient:innen mit metastasiertem HR-positivem Mammakarzinom als Therapie der ersten Wahl aufgeführt. Dieses Vorgehen wird von der AGO mit einem Doppelplus, d. h. dem höchsten Empfehlungsgrad, bewertet, berichtete Prof. Jens Huober, St. Gallen, Schweiz.
Basis der Empfehlung sind die Daten von sechs großen Phase-III-Studien zur Erst- und Zweitlinientherapie, in denen die Kombinationsregime im Vergleich zur endokrinen Monotherapie übereinstimmend zu einer signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS), teilweise auch des Gesamtüberlebens (OS), führten. Diese positiven Ergebnisse wurden im klinischen Alltag rasch umgesetzt: Der Anteil zytostatisch behandelter Patientinnen ist seit 2014 von 55 % auf < 10 % gefallen; 2018 erhielten bereits etwa zwei Drittel eine endokrin-basierte Therapie.
Mit Abemaciclib wurde in der Studie MONARCH-2 durch die Zweitlinienbehandlung mit Abemaciclib/Fulvestrant nahezu eine Verdopplung des PFS gegenüber Fulvestrant mono erreicht (16,4 vs. 9,3 Monate; p = 0,0001) [1]. Zudem führte die Addition des CDK4/6-Inhibitors zu einem OS-Vorteil von gut neun Monaten (46,7 vs. 37,3 Monate; p = 0,0137). Ebenfalls erfolgreich verlief die MONARCH-3-Studie zur Erstlinientherapie mit Abemaciclib plus AI: Das PFS als primärer Endpunkt wurde durch die Kombination verdoppelt, von 14,8 Monaten mit dem AI allein auf 28,2 Monate (p < 0,0001) [2]. Die OS-Daten dieser Studie sind noch nicht reif, doch zeichnet sich ein Vorteil zugunsten der Zweierkombination ab.
Geplante Subgruppenanalysen beider Studien verdeutlichen, dass Abemaciclib zusätzlich zur endokrinen Therapie auch bei prognostisch ungünstigen Patientinnen mit viszeralen Metastasen, primärer endokriner Resistenz, hohem Tumor-grading, negativem Progesteronrezeptor-Status und kurzem therapiefreiem Intervall günstiger abschneidet als die alleinige endokrine Therapie. „Auch bei diesen Frauen sollte man daher nicht reflexartig zur Chemotherapie greifen“, so Huober. Zudem macht eine aktuelle explorative Auswertung von MONARCH-2 und -3 klar, dass Abemaciclib in Kombination mit einer endokrinen Therapie selbst bei Vorliegen ungünstiger Prognosefaktoren zu Komplettremissionen führt, die z. T. sehr rasch, nämlich innerhalb von nur drei Monaten, erreicht wurden [3]. Die rasche Induktion einer Komplettremission zahlt sich laut Huober für Betroffene in einer schnellen Symptomlinderung aus.
Dr. Katharina Arnheim