Bei Frauen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom sei die Therapieplanung von großer Bedeutung, sagte Prof. Michael Lux, Paderborn, bei einer Pressekonferenz in Hamburg. „Eine Chemotherapie sollte erst dann eingesetzt werden, wenn andere Therapieoptionen nicht mehr infrage kommen.“ Allerdings hat sich dies laut Registerdaten noch nicht in allen Kliniken durchgesetzt.
Erste Wahl bei Patientinnen mit HR+ HER2- Brustkrebs, der häufigsten Untergruppe der fortgeschrittenen Mammakarzinome, ist die Hormontherapie. Studien belegen, dass die endokrine Therapie nicht nur besser verträglich, sondern auch besser wirksam sei als eine Chemotherapie, so der Gynäkologe. Als Partner etabliert – gegebenenfalls bereits initial oder bei Progress – haben sich Inhibitoren der Cyclin-abhängigen Kinasen (CDK) 4 und 6, die die Zellteilung inhibieren und so Apoptose auslösen. Mit dieser Kombination konnte das progressionsfreie Überleben (PFS) der Patientinnen im Vergleich zur alleinigen Hormontherapie verlängert werden, in der MONARCH-3-Studie mit Abemaciclib um mehr als 2 Jahre.
In der MONARCH-2-Studie bei 669 Patientinnen mit Progress unter oder kurz nach einer endokrinen Vortherapie konnte erstmals für die Kombination Abemaciclib (Verzenios®)/Fulvestrant eine Verlängerung des Gesamtüberlebens erreicht werden – um 9,4 Monate im Vergleich zu Fulvestrant alleine (im Median 46,7 vs. 37,3 Monate; HR 0,78; p = 0,0137) [1]. Das PFS, primärer Endpunkt der Studie, wurde von im Median 9,3 auf 16,9 Monate verlängert (HR 0,54; p < 0,0001). Alle Patientinnen-Subgruppen profitierten von der Kombinationstherapie, betonte Lux, insbesondere Patientinnen mit aggressiveren Verlaufsformen der Erkrankung, etwa mit primärer Resistenz gegen die endokrine Therapie oder mit viszeralen Metastasen. Zudem belegte eine explorative Analyse, dass die Zeit bis zu einer nachfolgenden Chemotherapie deutlich hinausgezögert werden konnte – von 22,1 auf 50,2 Monate (HR 0,62; p < 0,0001).
In der gesamten Nachbeobachtungszeit ergaben sich keine neuen Sicherheitsaspekte. Neutropenien seien ein Klasseneffekt von CDK4/6-Inhibitoren, sagte Prof. Pia Wülfing, Hamburg. In den gepoolten Studiendaten zu Abemaciclib traten Grad-3-Neutropenien bei 23 % der Behandelten auf, febrile Neutropenien aber nur bei 0,7 %. „In der Regel braucht man nur einen Tag zu pausieren“, so Wülfing. Klinisch relevant seien Diarrhöen, die mit der Zeit abnähmen. Die Gynäkologin riet dazu, Patientinnen direkt Loperamid mitzuverordnen.
Roland Fath