Die Kombination aus Pembrolizumab und dem antiangiogen wirkenden Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) Axitinib ist der Erstlinien-Therapiestandard beim metastasierten Nierenzellkarzinom (mRCC) aller Risikogruppen. Nun ergab ein Update der Phase-III-Studie KEYNOTE-426-Studie, die Pembrolizumab/Axitinib gegen den früheren Therapiestandard Sunitinib testet, die Bedeutung der Kombination Pembrolizumab/Axitinib als Behandlungsstandard weiter untermauern. Nach einem medianen Follow-up von 23 Monaten zeigte sich unter der Kombinationsbehandlung versus Sunitinib weiterhin eine konsistente Verbesserung des progressionsfreien (PFS, HR 0,71; p<0,0001) und des Gesamtüberlebens (OS, HR 0,68; p<0,001) bei ebenfalls überlegener Gesamtansprechrate (ORR, 60% vs. 40%) (#5001). Wie Prof. Jens Bedke, Tübingen, erklärte, wurde zudem deutlich, dass Patienten mit einer Tumorschrumpfung von ≥ 80 % ein vergleichbar gutes OS erreichten wie Patienten mit kompletter Remission nach RECIST v1.1-Kriterien.Ebenfalls interessant aus Bedkes Sicht waren die Daten einer Phase-II-Studie, die für die Kombination Pembrolizumab mit dem TKI Lenvatinib beim mRCC nach Versagen einer PD1-/PD-L1-Inhibition eine vielversprechende Anti-Tumoraktivität mit hohen Ansprechraten von 55% und einem medianen PFS von fast 12 Monaten gezeigt hatte (#5008).
Durchbruch beim MSI-H-CRC
Ein Top-Highlight im Bereich gastrointestinaler Tumoren war die in der Plenary Session vorgestellte KEYNOTE-177-Studie zu einer Erstlinien-Monotherapie mit Pembrolizumab bei Patienten mit kolorektalem Karzinom (CRC) mit hoher Mikrosatelliteninstabilität bzw. Mismatch-Repair-Defizienz (MSI-H/dMMR) (#LBA4). Wie Prof. Thomas Seufferlein, Ulm, berichtete, zeigte sich bei den MSI-H-Tumoren unter dem Einfluss des PD-1-Inhibitors im Vergleich zu einer Standard-Chemotherapie ein signifikanter und klinisch relevanter Vorteil hinsichtlich des PFS bei deutlich überlegenem Sicherheitsprofil.
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 32,4 Monaten betrug das mediane PFS 16,5 Monate unter Pembrolizumab versus 8,2 Monaten unter der Chemotherapie (HR 0,60; p=0,0002). Nach 24 Monaten lebte noch rund die Hälfte der Patienten (48 %) der Immuntherapie-Gruppe progressionsfrei, dagegen nur 19% der Patienten im Chemotherapie-Arm. Unter dem Einfluss des Checkpoint-Inhibitors sprachen auch mehr Patienten auf die Behandlung an (ORR 43,8 % vs. 33,1 %, davon 11,1 vs. 3,9% komplette und 32,7% vs. 29,2% partielle Remissionen) und die Response hielt länger an (83 % vs. 35 % nach 24 Monaten). Das Nebenwirkungsprofil von Pembrolizumab war mit 22 % vs. 66 % Nebenwirkungen ab Grad 3 im Vergleich zur Chemotherapie ebenfalls sehr günstig. Seufferlein sieht Pembrolizumab als den zukünftigen Therapiestandard bei fortgeschrittenen MSI-H-CRC an.
Längeres PFS beim PD-L1-positiven TNBC
Ein weiterer Höhepunkt beim ASCO waren die Daten der KEYNOTE-355-Studie zur Erstlinientherapie mit Pembrolizumab beim fortgeschrittenen tripelnegativen Mammakarzinom (TNBC) in Kombination mit verschiedenen Chemotherapiepartnern. Wie Frau Prof. Nadia Harbeck, München, berichtete, verbesserte die Chemoimmuntherapie das mediane PFS bei Patientinnen mit PD-L1-hochexprimierenden Tumoren (Combined Positive Score [CPS] ≥ 10) signifikant und klinisch relevant, aber auch Patientinnen mit geringerem CPS profitierten (#1000). Nach einem medianen Follow-Up von rund 26 Monate betrug das mediane PFS bei Patientinnen mit CPS ≥ 10 signifikant 9,7 Monate gegenüber 5,6 Monaten unter alleiniger Chemotherapie (HR 0,65; p = 0,0012). Auch bei Tumoren mit CPS ≥ 1 wurde eine Verbesserung des medianen PFS von
5,6 auf 7,6 Monate beobachtet (HR 0,74; p = 0,0014), doch wurde aufgrund der vordefinierten statistischen Studienkriterien die Signifikanzgrenze knapp verfehlt. Der PFS-Vorteil zugunsten der Pembrolizumab-basierten Therapie zeigte sich konsistent über aber Patientinnen-Subgruppen hinweg. Das Sicherheitsprofil entsprach bisherigen Daten.
Für Harbeck stellt KEYNOTE-355 eine „extrem wichtige Studie“ dar, die den Stellenwert der Immuntherapie beim TNBC weiter untermauert.
Claudia Schöllmann
Symposium „Immunonkologische Therapien heute und morgen“ im Rahmen des Formats ASCO DirectTM anlässlich des virtuellen ASCO-Jahreskongresses 2020 (ASCO20 Virtual) am 31.05.2020, veranstaltet von MSD Sharp & Dohme GmbH.