Mit der TKI-Therapie bei ALK-Translokation konnten signifikant bessere Resultate beim Ansprechen und dem progressionsfreien Überleben (PFS) erzielt werden als zuvor mit einer Chemotherapie, erinnerte Prof. Reck. Der erste auf dem Markt befindliche ALK-TKI Crizotinib rief jedoch nach einiger Zeit Resistenzen hervor. Daher ist es wichtig, auch in der Zweitlinie noch effektiv mit einem solchen TKI weiterbehandeln zu können.
Dies, so Reck, konnte erfolgreich unter anderem in der Zweitlinienstudie ALTA mit Brigatinib, gezeigt werden. Nach Crizotinib-Versagen wurde mit dem neueren TKI in der 180-mg-Dosierung (180 mg einmal täglich nach einer 7-tägigen Einleitungsphase mit 90 mg einmal täglich) nochmals ein medianes PFS von 16,7 Monaten erreicht [1].
Reck machte auf den komplexen Resistenzmechanismus bei einer ALK-Translokation aufmerksam, welcher nach Gabe von Crizotinib in der Erstlinie dokumentiert ist. Dabei können die TKI Ceritinib und Alectinib zahlreiche Mutationen in der Zweitlinie abdecken; es kann also noch erfolgreich mit diesen Substanzen weiterbehandelt werden. Brigatinib allerdings deckt nahezu alle Resistenzentwicklungen unter ALK-TKI-Behandlung ab.
Auch G1202R mit Brigatinib therapierbar
Dies führte Prof. Griesinger weiter aus, indem er darüber berichtete, dass Brigatinib fast alle getesteten Mutationen gänzlich inhibiert, inklusive G1202R. Diese Resistenzmutation kann von Crizotinib, Ceritinib und Alectinib nicht angegangen werden, sondern entsteht vielmehr häufig erst unter der Therapie mit Ceritinib oder Alectinib. Bei der diesbezüglichen therapeutischen Wirksamkeit von Brigatinib wurden laut Griesinger sowohl die In-vitro-Effektivität als auch die Konzentration des Medikaments im Patienten berücksichtigt [2].
Des Weiteren berichtete der Experte von den Ergebnissen der ALTA-1L-Studie, in welcher Brigatinib gegen Crizotinib in der Erstlinie getestet wurde. Beim medianen PFS erzielte Brigatinib 29,4 Monate versus 9,2 Monate unter Crizotinib, mit einer Hazard Ratio (HR) von 0,43 (p < 0,0001) laut Blinded Independent Review Committee (BIRC). Dieser Vorteil für Brigatinib ist besonders ausgeprägt, hob Griesinger hervor, sofern bei den Patienten zu Beginn bereits Hirnmetastasen existierten. Dann betrug die HR 0,25, entsprechend einer relativen Risikoreduktion für Krankheitsprogression oder Tod von 75 % [3]. Brigatinib ist seit Kurzem auch als Erstlinientherapie zugelassen. Griesingers Fazit: Aufgrund von mehreren zur Verfügung stehenden ALK-TKI sind die Optionen für die Sequenztherapie beim ALK+ NSCLC enorm gewachsen. Wichtig aber sei die molekulare Testung – gerade auch im Therapieverlauf – auf sich entwickelnde Resistenzmutationen.
Reimund Freye