Stockholm3-Screening – auch in den USA valide
Die geringe Spezifität des prostataspezifischen Antigens (PSA) für die Früherkennung eines Prostatakarzinoms hat viele unnötige Biopsien zur Folge. Das Stockholm3-Screening – in Skandinavien bereits teilweise Screeningstandard – umfasst über die Messung von Gesamt- und freiem PSA hinaus auch die Bestimmung von Plasmakonzentrationen der Proteine PSP94, GDF15 und KLK2, bezieht einen polygenen Risikoscore mit ein und berücksichtigt klinische Patientencharakteristika (Alter, positive Familienanamnese, frühere Biopsien). In der Studie SEPTA zeigte sich, dass diese Screeningmethode auch in der heterogenen US-amerikanischen Bevölkerung valide ist. Wie Prof. Scott E. Eggener, Chicago, IL/USA, berichtete, wurde die Früherkennung von Prostatakarzinomen mit mittlerem und hohem Risiko nach Gleason-Score durch den Stockholm3-Test im Vergleich zum PSA-Test verbessert [1].
Basis waren zwei Kohorten von Männern im Alter von 45 bis 75 Jahren, bei denen bislang kein Prostatakarzinom bekannt war und die eine klinische Indikation für eine Prostatabiopsie hatten. Die verwendeten Grenzwerte der Tests lagen bei ≥ 15 Punkten im Stockholm3-Test und bei ≥ 4 ng/ml beim PSA-Screening.
Die Sensitivität beider Tests war bei diesen Grenzwerten ähnlich (PSA: 92 %, Stockholm3: 88 %). Die Spezifität lag für den PSA-Test bei 19 %, für den Stockholm3-Test bei 56 %. Mit dem Stockholm3-Test könnten damit 45 % der Biopsien eingespart werden. Die relative Spezifität des Stockholm3-Tests habe auch in allen Ethnien die des PSA-Tests um das Zwei- bis Dreifache übertroffen, betonte Eggener.
Bestrahlung mit 80 Gy statt mit 70 Gy
Strahlentherapie und Androgendeprivationstherapie (ADT) wirken beim Prostatakarzinom synergistisch. Beim nichtoperativen Management des lokal begrenzten Prostatakarzinoms mit hohem Rezidivrisiko hat sich in dieser Kombination die Langzeit-ADT durchgesetzt. Der Intensivierung der Strahlentherapie stand bislang die dadurch ausgelöste Langzeittoxizität entgegen. Das hat sich geändert, wie Prof. Christophe Hennequin, Paris, Frankreich, berichtete [2]. In der französischen Phase-III-Studie GETUG 18 wurden 505 Patienten mit Prostatakarzinom und hohem Risiko (PSA-Wert ≥ 20 ng/ml, Gleason-Score ≥ 8 und/oder Tumorstadium cT3–cT4) vor einer dreijährigen ADT randomisiert entweder mit 70 oder 80 Gy bestrahlt.
Nach zehn Jahren zeigte sich ein um 44 % verringertes Risiko für Progress oder Tod (Rate für progressionsfreies Überleben [PFS] 83,6 vs. 72,2 %; Hazard Ratio [HR] 0,56; 95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 0,40–0,76; p = 0,0005; Abb. 1).