Die Erstlinien-Erhaltungstherapie mit Avelumab (Bavencio®) biete Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom eine wichtige neue Perspektive, betonte Prof. Marc-OIiver Grimm, Jena. Erstlinien-Standard war bislang die Platin-basierte Chemotherapie mit Cisplatin/Gemcitabin oder Carboplatin/Gemcitabin, falls Cisplatin nicht infrage kommt. Zwar sprechen laut Grimm die meisten Patienten auf die Platin-basierte Erstlinientherapie an, meist aber nur für wenige Monate. Die mediane Überlebenszeit sei daher mit 15–16 Monaten nach Cisplatin-haltiger Erstlinientherapie bzw. gut 9 Monaten nach Carboplatin-basierter Therapie kurz.
Avelumab: anhaltender Überlebensvorteil
Die Erhaltungstherapie mit Avelumab ziele darauf ab, den Effekt der Platin-basierten Erstlinientherapie länger zu erhalten und die erneute Progression hinauszuzögern. Dass dieses Konzept funktioniere, zeige die randomisierte Phase-III-Zulassungsstudie JAVELIN Bladder 100 [2, 3] bei insgesamt 700 Patienten mit inoperablem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom, bestätigte Prof. Jürgen Gschwend, München.
Alle Studienpatienten wurden nach Ansprechen auf die Platin-basierte Erstlinientherapie in zwei Studienarme randomisiert. Sie erhielten eine Best-supportive-care-Behandlung und im experimentellen Arm zusätzlich Avelumab als Erhaltungstherapie. Beim primären Studienendpunkt, dem Gesamtüberleben (OS), zeigte sich ein signifikanter Vorteil für die Patienten im Avelumab-Arm, die median 22,1 Monate überlebten versus 14,6 Monate im Kontrollarm (HR 0,70;
p = 0,0008) [1], und damit laut Gschwend das längste mediane OS erreichten, das bei diesem Kollektiv bislang in einer Phase-III-Studie erreicht wurde. Nach 12 bzw. 18 Monaten waren noch 71 % bzw. 61 % der Patienten am Leben versus 58 % bzw. 44 % im Kontrollarm [2, 3]. Nach wie vor laufen die Kurven nicht zusammen, was auf einen Langzeiteffekt hindeutet, so Gschwend.
Alle Subgruppen profitieren
Der Überlebensvorteil bestätigte sich konsistent in den vorab definierten Subgruppen – unter anderem unabhängig von der Erstlinientherapie mit Cis- bzw. Carboplatin (HR 0,69 bzw. HR 0,66; jeweils plus Gemcitabin) sowie dem PD-L1-Status. Obwohl etwa die Hälfte der Patienten im Kontrollarm als Folgetherapie einen Checkpoint-Inhibitor erhielt, konnte der OS-Vorteil nicht aufgeholt werden [2, 3], so Gschwend. Die Behandlung mit Avelumab sei zudem sicher und gut handhabbar. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität bleibe erhalten [4]. Die Erhaltungstherapie mit Avelumab bezeichnete Gschwend „ganz klar als neue Standard-Therapieoption für die Erstlinien-Situation besagter Patienten“ [1].
Birgit-Kristin Pohlmann