METex14-Skipping-Mutationen, die zu einer abnormen und unkontrollierten Aktivierung des nachgeschalteten Mesenchymal-Epithelial-Transition(MET)-Signalwegs führen, finden sich bei 3–4 % aller NSCLC-Fälle, vor allem bei älteren, weiblichen Patientinnen mit Adenokarzinomen [2, 3]. Mit Tepotinib (Tepmetko®) steht erstmals ein spezifischer Inhibitor zur Verfügung. Wie Prof. Michael Thomas, Heidelberg, bei der Launch-Pressekonferenz berichtet, ist der neue MET-Inhibitor als Monotherapie zur Behandlung von NSCLC mit zu Exon 14 Skipping führenden Veränderungen im MET-Gen (METex14-Skipping) bei erwachsenen Patient:innen zugelassen, die nach vorausgegangener Immuntherapie und/oder platinhaltiger Chemotherapie eine systemische Therapie benötigen [4].
Anhaltendes Ansprechen in Zulassungsstudie
Zulassungsrelevant waren die Daten der Phase-II-Studie VISION, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Tepotinib als einmal tägliche, orale Monotherapie bei therapienaiven oder vorbehandelten (max. zwei Therapien) Patient:innen mit fortgeschrittenem NSCLC aller Histologien mit METex14-Skipping-Mutationen evaluiert. Der Mutationsnachweis kann dabei auf einer Gewebebiopsie und/oder Flüssigbiopsie basieren. In der primären Analyse der noch laufenden Studie wurde bei 152 mit Tepotinib (500 mg einmal täglich) behandelten Patient:innen eine Remissionsrate von 46 % erreicht [1].
Anhaltende klinische Aktivität
Aktualisierte Daten der VISION-Studie auf der Basis von 275 Patient:innen wurden auf der World Conference on Lung Cancer 2021 der International Association for the Study of Lung Cancer (IASLC) präsentiert [5]. Sie umfassten auch Ergebnisse für 123 Patient:innen mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens drei Monaten seit Therapiebeginn (Kohorte C). Die aktualisierte Analyse untermauerte die robuste, anhaltende klinische Aktivität von Tepotinib bei therapienaiven und vorbehandelten Erkrankten mit NSCLC mit METex14-Skipping-Mutationen. Dabei zeigte sich bei vorbehandelten Patient:innen, die aufgrund der Gewebebiopsie eingeschlossen waren, ein medianes Gesamtüberleben (mOS) von 22,3 Monaten und ein medianes progressionsfreies Überleben (mPFS) von 11,1 Monaten sowie eine objektive Ansprechrate von 47,7 % [5]. Auch Betroffene mit Hirnmetastasen profitierten. Die Behandlung war vergleichsweise gut verträglich; Nebenwirkungen ab Grad 3 fanden sich bei 29,6 % der Behandelten – am häufigsten periphere Ödeme (10 %) [6]. Ob der METex14-Skipping-Mutationsnachweis aus einer Gewebebiopsie oder Flüssigbiopsie erfolgte, hatte keinen Einfluss auf das Ansprechen [5].
Wie erfolgreich der neue MET-Inhibitor in der klinischen Versorgungsroutine eingesetzt werden kann, verdeutlichte Thomas anhand der Kasuistik einer 64-jährigen Patientin mit einem NSCLC mit METex14-Skipping-Mutation, die nach Platin-basierter Erstlinientherapie im Rahmen der VISION-Studie mit Tepotinib behandelt wurde. Durch die Behandlung wurde eine partielle Remission erreicht. Inzwischen blickt die Frau auf eine progressionsfreie Zeit von 28 Monaten bei guter Verträglichkeit zurück. Abgesehen von leichtergradigen peripheren Ödemen (Grad 2) wurden keine behandlungsassoziierten Nebenwirkungen dokumentiert.