Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit ihren engen Einschlusskriterien sind unabdingbar, um kausale Schlüsse zu medikamentösen Interventionen zu ziehen, reichen aber nicht aus, um die Wirksamkeit und Sicherheit einer Medikation im klinischen Alltag abzubilden, erklärte Prof. Achim Wöckel, Würzburg, bei einer Presseveranstaltung. „Deshalb brauchen wir Real-World-Daten, um uns ein Gesamtbild der Situation zu machen und auf dieser Basis auch Empfehlungen für Leitlinien formulieren zu können.“ Eine retrospektive Analyse elektronischer Patientenakten der „Flatiron Health Analytic Database“ hatte gezeigt, dass Frauen unter einer Erstlinientherapie mit Palbociclib (Ibrance®) kombiniert mit Letrozol im klinischen Alltag signifikant länger ohne Progression lebten als mit Letrozol allein. Das Real-World-progressionsfreie Überleben (rwPFS) nach sIPTW(stabilized Inverse Probability of Treatment Weighting)-Adjustierung betrug 20,0 vs. 11,9 Monate (HR 0,58; p < 0,0001). Das sIPTW-adjustierte Real-World-Gesamtüberleben (rwOS) war unter der Kombination ebenfalls signifikant besser (HR 0,66; p = 0,0002) [1].
Vorteile auch bei viszeralen Metastasen
Neue Flatiron-Subgruppenanalysen, die Prof. Michael Patrick Lux, Paderborn, vorstellte, bestätigen Vorteile der endokrinbasierten Therapie mit Palbociclib auch für Patient:innen, die bereits Leber- und Lungenmetastasen haben. Das sIPTW-adjustierte mediane rwPFS lag bei 16,1 Monaten für die Kombination gegenüber 9,6 Monaten für Letrozol alleine (HR 0,56; p < 0,001), das mediane rwOS war noch nicht erreicht versus 32,4 Monate unter der Letrozol-Monotherapie (HR 0,58; p < 0,001) [2]. Eine progressionsfreie Zeit von 16 Monaten sei mit Chemotherapien nicht erreichbar, so Lux.
Die französische prospektive, nicht-interventionelle Studie PalomAGE liefert nun zusätzliche Sicherheit, dass eine endokrinbasierte Therapie mit Palbociclib auch in der realen Welt für Ältere wirksam und verträglich ist. Dies ist insofern bedeutsam, als ältere Patientinnen oder solche mit Komorbiditäten in RCTs oft unterrepräsentiert sind, Leitlinienempfehlungen aber gleichwohl auch für diese Gruppen gelten. Eine Analyse mit den Daten von 405 Frauen ≥ 70 Jahren mit HR+/HER2–Mammakarzinom ergab, dass die Abbruchraten unabhängig von Alter, Allgemeinzustand und geriatrischen Merkmalen der Patientinnen waren [3]. Zudem waren die Ergebnisse hinsichtlich Funktionalität und Lebensqualität vergleichbar, bei verbesserter Symptomatik [3].
Auch weitere prospektive Beobachtungsstudien (MADELINE, POLARIS) bestätigten eine konstante oder gar verbesserte Lebensqualität im klinischen Alltag unter einer Palbociclib-Kombinationstherapie [4, 5]. Weitere Daten aus dem klinischen Alltag werden erwartet, so aus der prospektiven, nicht-interventionellen Studie PERFORM und der retrospektiven Beobachtungsstudie EUCHARIS [6, 7].
Claudia Schöllmann