Für die Behandlung des metastasierten TNBC werden dringend neue Behandlungsansätze benötigt, da nur ein kleiner Teil der Patient:innen neben einer Chemotherapie zielgerichtete Therapien mit Immuncheckpoint- oder PARP-Inhibitoren erhalten kann. Im Herbst 2021 wurde das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) Sacituzumab Govitecan (Trodelvy®) ab der zweiten Linie beim nicht resezierbaren oder metastasierten TNBC auf Basis der Daten der ASCENT-Studie zugelassen. In der Phase-III-Studie hatte das ADC das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) und das mediane Gesamtüberleben (OS) gegenüber einer Monochemotherapie nach Wahl des Arztes (Eribulin, Capecitabin, Vinorelbin oder Gemcitabin) signifikant verlängert (HR 0,43 bzw. HR 0,51) [1]. „Sacituzumab richtet sich gegen das Oberflächenantigen Trop-2. Die chemotherapeutische Ladung besteht aus dem hochwirksamen SN-38, dem aktiven Metaboliten von Irinotecan“, erklärte Prof. Nadia Harbeck, München. Sacituzumab Govitecan weist mit einem Verhältnis von 7,6 : 1 besonders viele zytotoxische Moleküle pro Antikörper auf.
Bessere Lebensqualität unter Sacituzumab Govitecan
Beim SABCS wurden nun weitere Daten der ASCENT-Studie vorgestellt, die unter anderem auch eine deutlich verbesserte Lebensqualität der Patient:innen zeigen konnten [2]. Harbeck: „Man sieht einen klaren Hinweis, dass die bessere Therapie auch besser für die Lebensqualität ist.“ Im Rahmen der ASCENT-Studie untersuchte eine Post-hoc-Subgruppenanalyse die Post-Progressionstherapien und das OS von Patient:innen, die mit Sacituzumab Govitecan behandelt worden waren und die aufgrund einer Krankheitsprogression diese Therapie beendet hatten [3]. 73 % von ihnen konnten mit einer weiteren Therapielinie behandelt werden; ihr OS war signifikant besser als das jener Patient:innen, die keine weitere Therapie mehr erhielten. Zwischen den verschiedenen nachfolgend verabreichten Therapieregimen (Eribulin, Carboplatin, Atezolizumab, Capecitabin) zeigte sich kein Unterschied im OS. „Man kann nach Sacituzumab Govitecan also weiter behandeln. Wir sollten diese Patient:innen nicht aufgeben, sondern wenn möglich therapieren“, kommentierte Harbeck. In den aktuellen Clinical Practice Guidelines der ESMO zur Therapie des metastasierten Mammakarzinoms stellt Sacituzumab Govitecan die bevorzugte Therapieoption für die Zweitlinie beim mTNBC dar [4].
Vorteil mit Tucatinib auch bei aktiven Hirnmetastasen
In der randomisierten, doppelblinden Phase-2-Studie HER2CLIMB verbesserte der HER2-Tyrosinkinaseinhibitor Tucatinib (Tukysa®) in Kombination mit Trastuzumab und Capecitabin PFS und OS bei vorbehandelten Patient:innen mit nicht-resezierbarem lokal fortgeschrittenem oder metastasiertemHER2-positivem Mammakarzinom gegenüber Placebo, Trastuzumab und Capecitabin, auch bei jenen mit Hirnmetastasen [5, 6].
Aktualisierte Wirksamkeitsdaten
Auf dem SABCS wurden nun aktualisierte Wirksamkeitsanalysen bei Patient:innen mit Hirnmetastasen mit insgesamt fast 30 Monaten Nachbeobachtungszeit vorgestellt [7]. Bei diesen wurde nicht nur ein signifikant besseres PFS im ZNS (HR 0,386; p < 0,00001) gesehen, sondern Tucatinib verbesserte auch signifikant das OS in der Gesamtgruppe der Patient:innen mit Hirnmetastasen (HR 0,600; p = 0,00078) und sogar bei jenen Patient:innen mit aktiven Hirnmetastasen (HR 0,524; p = 0,00087). „Die Verbesserungen sind im klinisch höchst relevanten Bereich, wir haben ein deutlich besseres OS mit Tucatinib und wir sehen sogar bei Patient:innen mit aktiven Hirnmetastasen einen extrem relevanten Vorteil“, kommentierte Harbeck. Das intrakranielle Ansprechen war im Tucatinib-Arm knapp 2,5-fach höher (47,3 vs. 20 %) und fast dreimal länger (8,6 vs. 3,0 Monate) als im Vergleichsarm.
Mascha Pömmerl