Vor allem die Daten aus der Studie OPTIC [1] waren es, so Prof. Susanne Saußele, Mannheim, die eine Ergänzung der Konsensempfehlungen zur Anwendung von Ponatinib bei CML [2] mit einem Addendum [3] erforderlich machten. In der OPTIC-Studie wurden drei verschiedene Ponatinib-Dosisregimes miteinander verglichen. Es nahmen Erwachsene mit CP-CML teil, die auf mindestens zwei Tyrosinkinasehemmer (TKI) nicht angesprochen oder diese nicht vertragen hatten. Den größten therapeutischen Nutzen erzielte die Therapie bei einer Startdosis von 45 mg/d [1]. Die auf dem ASH 2023 vorgestellte 3-Jahres-Analyse [4] zeigte bei 60 % der mit diesem Regime Behandelten eine Major Molecular Remission (MMR, BCR:ABL1IS ≤ 1 %). Das Erreichen einer MMR-Dosisreduktion auf 15 mg/d wirkte sich Saußele zufolge ohne Wirksamkeitsverlust günstig auf das Sicherheitsprofil von Ponatinib aus. In dem erwähnten Addendum [3] orientiert sich die empfohlene Ponatinib-Startdosis maßgeblich an der Leukämiebelastung und dem kardiovaskulären Risiko.
Bei der Mehrheit der Behandelten, die auf die bisher verwendeten TKI resistent waren, und insbesondere bei hoher Leukämiebelastung (BCR::ABL1IS > 10 %) zu Beginn der Therapie und bei T315I- oder Compound-Mutation wird die 45-mg-Startdosis empfohlen. Bei einem hohen oder sehr hohen kardiovaskulären Risiko komme eine Startdosis von 35 mg infrage, allerdings nur, wenn keine T315I-, E255V- oder Compound-Mutation vorliege. Ein Beginn mit 15 mg/d ist nur vorgesehen, wenn eine TKI-Vortherapie nicht vertragen, aber mindestens eine MMR erreicht wurde [3]. Saußele betonte, dass besonders bei Erkrankten in höherem Alter die Behandlung und das regelmäßige Monitoring kardiovaskulärer Risikofaktoren essenziell sei.
Dr. Thomas M. Heim