Einen „Paradigmenwechsel in der Behandlung des HER2-positiven Magenkarzinoms“ sieht Prof. Florian Lordick, Leipzig, in der Zulassung von Pembrolizumab plus Trastuzumab und einer Fluoropyrimidin- und platinbasierten Chemotherapie als Erstlinientherapie für HER2-positive fortgeschrittene Adenokarzinome von Magen oder GEJ, deren PD-L1-Expression laut Combined Positive Score (CPS) ≥ 1 ist. Zulassungsentscheidend waren die Ergebnisse der Phase-III-Studie KEYNOTE-811. Darin wurde die Pembrolizumab-Therapie mit Placebo verglichen, jeweils in Kombination mit Trastuzumab und Chemotherapie. 85 % der Teilnehmenden wiesen einen PD-L1 ≥ 1 auf. Die zweite Interimsanalyse der Studie mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 15,4 Monaten belegte ein statistisch signifikant längeres progressionsfreies Überleben (PFS) in der Pembrolizumab- im Vergleich zur Placebogruppe (Hazard Ratio [HR] 0,72; 95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 0,62–0,87; p = 0,0002). In der Gesamtüberlebensrate ergab sich kein statistisch signifikanter Unterschied [1].
Lordick zufolge wird die von ihm federführend verfasste Aktualisierung der auf Expertenkonsens basierenden Onkopedia-Leitlinie zum Magenkarzinom [2] die Empfehlung beinhalten, Pembrolizumab bei fortgeschrittener HER2+/PD-L1+ Erkrankung schon in der Erstlinie einzusetzen, zusätzlich zu der bereits in der bislang gültigen Leitlinienversion [3] und den S3-Leitlinien [4] empfohlenen Platin-Fluoropyrimidin-Dublette und Trastuzumab. Das sei, so Lordick, die wohl wichtigste Neuerung in den Behandlungsempfehlungen zum Karzinom des Magens und des GEJ.
Dr. Thomas M. Heim