Lymphome: CAR-T-Zellen auf dem Vormarsch
Von post-pandemischer Normalität konnte noch keine Rede sein; aber wer wollte, musste immerhin vergangenen Dezember nicht vor dem Computer ausharren, sondern konnte nach Atlanta fliegen und den ASH-Kongress live erleben – und vor allem die persönlichen Kontakte mit Kollegen pflegen, die ein ganz besonders wichtiger Aspekt solcher Veranstaltungen sind. Zum Thema Lymphome war die gewohnte Vielfalt geboten – auffallend war vielleicht der immer größer werdende Anteil an Vorträgen, die sich Therapien mit genetisch veränderten Zellen widmeten. Die folgende Auswahl ist nicht erschöpfend, sollte aber einigermaßen repräsentativ sein.
Hodgkin-Lymphom, aggressive B-Zell-Lymphome, indolente B-Zell-Lymphome, ZNS-Lymphome, Brentuximab Vedotin, Pembrolizumab, Nivolumab, Lenalidomid, Axicabtagen Ciloleucel, Epcoritamab, Tisagenlecleucel, Rituximab, Polatuzumab Vedotin, Glofitamab, Mosunetuzumab,Obinutuzumab, Vemurafenib, Biosimilars
Hodgkin-Lymphom
Welche Salvage-Therapien schneiden am besten ab?
Beim Hodgkin-Lymphom liegen die Heilungsraten bekanntlich bei über 90 %, aber bei Rezidiven oder gar Refraktärität (R/R) nach der Erstlinientherapie ist die Prognose weit weniger gut. Die traditionelle Salvage-Therapie besteht aus Chemotherapien, denen sich immer häufiger neue Optionen wie etwa Brentuximab Vedotin oder Immuncheckpoint-Inhibitoren hinzugesellen; darauf folgt in der Regel eine Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation (ASCT). Weil die verschiedenen Salvage-Optionen bisher nie direkt miteinander verglichen wurden, haben zwei Arbeitsgruppen retrospektiv Daten zusammengetragen, die zumindest eine vorläufige Orientierung ermöglichen.
Die Daten von 853 Patient:innen, die sich in zwölf US-amerikanischen Zentren einer ASCT unterzogen hatten, präsentierte Sanjal Desai, Rochester, MN, USA [1]. Alle hatten wenigstens eine Salvagetherapie erhalten: bei 245 waren es zwei, bei 71 drei und bei 26 vier gewesen. Eine konventionelle platinhaltige Chemotherapie war in 553 Fällen die erste Salvage-Therapie, in 69 Fällen war es Bendamustin/Brentuximab Vedotin (BV), in 48 Fällen BV/Nivolumab, während 65 Patient:innen zuerst BV alleine erhalten hatten, 49 eine Gemcitabin-basierte Chemotherapie, vier Checkpoint-Inhibitoren alleine und 63 verschiedene weitere Salvage-Therapien.
Bezüglich der Wirksamkeit zeigten sich zum Teil erhebliche Unterschiede: Bendamustin/BV etwa war der platinhaltigen Chemotherapie bei den Komplettremissionsraten (CR 67 % vs. 49 %; p < 0,001) und tendenziell auch bei den Gesamtansprechraten überlegen (ORR 86 % vs. 79 %; p = 0,1), während die Ergebnisse bei einer Monotherapie mit BV deutlich schlechter ausfielen (CR 34 % vs. 49 %; p < 0,001; ORR 62 % vs. 79 %; p < 0,001). Keine nennenswerten Differenzen fanden sich zwischen platinbasierter, Gemcitabin-basierter Chemotherapie, alleiniger Checkpoint-Inhibitor- Behandlung und sonstigen Therapien.
Berücksichtigte man nur die letzte Salvagetherapie vor der Transplantation, dann stachen beim Endpunkt progressionsfreies Überleben (PFS) zwei Gruppen gegenüber der platinbasierten Chemotherapie besonders hervor: BV/Nivolumab reduzierte das PFS-Risiko um 90 % (Hazard Ratio 0,1; 95%-Konfidenzintervall 0,02–0,4; p < 0,01); vergleichbar effektiv waren Checkpoint-Inhibitoren (HR 0,12; 95%-KI 0,03–0,5; p < 0,01). Beim OS zeigt sich nach median drei Jahren Nachbeobachtung noch kein Unterschied.
Eine CR nach der letzten Salvagetherapie vor ASCT war für das PFS vorteilhafter als eine partielle Remission (PR; HR 1,6; 95%-KI 1,3–2,6; p < 0,001) oder eine Progression (HR 4,1; 95%-KI 2,5–6,8; p < 0,001; Abb. 1a); das Gleiche galt für das OS (Abb. 1b).