Ernährungsmedizin bzw. Ernährungstherapie müsse integraler Bestandteil supportiver Maßnahmen bei Tumorpatient:innen sein, forderte Dr. med. Jann Arends, Freiburg. Mangelernährung werde häufig zu wenig Beachtung geschenkt. Arends verwies auf eine klare Korrelation zwischen deutlichem Gewichtsverlust bzw. niedrigem Body Mass Index und dem Gesamtüberleben von Tumorpatient:innen. Mit der Mangelernährung gehe ein Verlust an Muskelkraft und Energie für das tägliche Leben einher. Die Lebensqualität der Patient:innen verschlechtere sich. Zudem gefährde Mangelernährung den onkologischen Therapieerfolg. Da Betroffene weniger belastbar sind, müssten oft Kompromisse bei der Therapie eingegangen werden.
Arends empfiehlt, bereits ab einem Gewichtsverlust von 5 % des ursprünglichen Körpergewichts die Gründe hierfür zu hinterfragen, um Risikopatient:innen frühzeitig zu identifizieren und einer Mangel- bzw. Unterernährung vorzubeugen. Die neue ESMO-Leitlinie orientiert sich am Kachexie-Stadium und favorisiert einen multiprofessionellen Ansatz (https://www.esmo.org/guidelines/supportive-and-palliative-care/cancer-cachexia-in-adult-patients). Sie fordert, den Ernährungszustand ab der Erstdia-gnose regelmäßig zu screenen. Bereits frühzeitig sollte eine Ernährungsberatung hinzugezogen werden. Ist Supplementierung notwendig, sollte diese proteinhaltig sein und durch individuell angepasstes Muskeltraining ergänzt werden. Sinnvoll seien Produkte mit einem hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren (mind. 1,0–1,5 g/kg Körpergewicht). Grundsätzlich sollten 25–30 kcal/kg Körpergewicht an Energie zugeführt werden.
Birgit-Kristin Pohlmann